Geboren am 25.1.1902 in Malmitz / Schlesien 1922
- 26 Studium
an der TH München Gestorben am 2.6.1978 in Wiesbaden
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Bereits nach einem Jahr wechselt Rimpl in die bayerische Postbauverwaltung, um als Hochbauarchitekt zu arbeiten. In den zwanziger Jahren entwickelt sich die von Robert Vorhoelzer geleitete Postbauverwaltung in Bayern zu einem Nukleus der modernen Architektur, die sich durch die Synthese von Idealen des Neuen Bauens mit überlieferten Bauformen auszeichnet. Innerhalb der Postbauverwaltung arbeitet Rimpl in dem von Georg Werner geleiteten Postbauamt Augsburg. Auch dort kommt er wiederum mit jener moderaten Moderne in Kontakt, die er seit seinem Studium bei Theodor Fischer kennt. Im Mai 1929 wechselt Rimpl in das Architekturbüro des Kölner Kirchenbaumeisters Dominikus Böhm, um für ihn ein Zweigbüro im oberschlesischen Hindenburg zu leiten, wo Böhm seit 1928 nach einem Gutachten für das Kamillianer-Kloster mehrere große Aufträge erhält. Neben dem Kloster und der Provinzialbank betreut Rimpl ab 1930 den Bau der St. Josef-Kirche, deren Ausführung jedoch schon von der Weltwirtschaftskrise überschattet wird. Als nach Fertigstellung der Kirche 1932 weitere Aufträge ausbleiben und Böhm sein Hindenburger Zweigbüro wieder schließen muß, sucht Herbert Rimpl sein Glück in der Selbstständigkeit und eröffnet ein eigenes Architekturbüro. Schon kurz nach der Machtergreifung 1933 beginnen die Nationalsozialisten mit der planmäßigen Wiederaufrüstung, in deren Folge die Rüstungsbetriebe stark expandieren können. So erhält Herbert Rimpl 1934 nach einem Wettbewerbserfolg den Auftrag für den Bau des neuen Heinkel-Flugzeugwerkes in Rostock-Marienehe. Auch das Zweigwerk in Oranienburg entsteht nach Rimpls Plänen, der mit dieser umfangreichen Planungstätigkeit zum wichtigsten Industriebauarchitekten des Dritten Reichs wird. Aufgrund der Verbindung der Heinkel-Werke zum Reichsluftfahrtministerium wird dessen Leiter Hermann Göring auf Rimpl aufmerksam und überträgt ihm ab 1937 den Aufbau der Hermann-Göring-Stahlwerke samt zugehöriger Werkssiedlungen im heutigen Salzgitter. Die städtebauliche Konzeption berücksichtigt dabei mit ihrer hierarchisch aufgebauten, in einzelne Zellen gegliederten Struktur Ideale der Charta von Athen ebenso wie biologistische Theorien des NS-Ideologen Gottfried Feder. Ab 1940 fungiert Rimpl als Baudirektor der Montanblock-Baustab GmbH und führt in Folge des deutschen Feldzuges europaweit Industrie- und Wohnanlagen aus wie die Bauten der Alpinen Montan in Linz, Steyr und Traisen, die Krupp-Werke in Breslau, die Südwerke Wittkowitz in der Tschechoslowakei oder CASA Aeronautica Madrid. Während des Zweiten Weltkriegs umfaßt Rimpls Büro zeitweise rund 700 Mitarbeiter. Gezielt sucht er dabei junge, modern gesinnte Architekten wie Gerhard Weber, Werner Hebebrand oder Johannes Krahn. Zeigen die von Rimpls Büro geplanten Wohnanlagen mit ihrer von Steildächern geprägten Ästhetik den Einfluß nationalsozialistischer Gestaltvorstellungen, so weisen die Industriebauten, insbesondere das Heinkel-Werk in Oranienburg, eine explizit moderne, konstruktiv bestimmte Formensprache auf. Damit wird Rimpls Büro zu einer Keimzelle für die in der Nachkriegszeit von Rudolf Lodders formulierte Legende der Zuflucht im Industriebau. Durch seine exponierte Stellung im Bau- und Rüstungswesen des Dritten Reichs wird Rimpl 1942 vom Generalbauinspektor von Berlin, Albert Speer, zum Leiter der Prüfstelle für Großbauvorhaben ernannt und arbeitet im Bereich der Hochbaunormierung. Auch in Speers Wiederaufbaustab ist Rimpl beteiligt und erstellt Planungen für Remscheid, Wuppertal und Friedrichshafen. Nachdem Rimpl 1940 mit einer Arbeit über die städtebauliche Entwicklung der Stadt Eger promoviert hatte, wird ihm 1943 von Adolf Hitler der Professoren-Titel verliehen. Obwohl bis zum Ende des 2. Weltkriegs in einige der wichtigsten Rüstungsvorhaben involviert, wird Rimpl im März 1948 von der Hauptspruchkammer Regensburg als "Nichtbetroffener" entnazifiziert. Vor allem wegen seiner bewußten Personalpolitik wird ihm darin sogar eine antifaschistische Haltung bescheinigt. Unmittelbar nach Kriegsende eröffnet Rimpl im thüringischen Berga an der Elster wieder ein Architekturbüro, das mit dem Auftrag zum Wiederaufbau des Bassenheimer Hofs in Mainz als Amtssitz des Rheinland-Pfälzischen Ministerpräsidenten in den Westen Deutschlands umzieht. Im benachbarten Wiesbaden kann sich Rimpl rasch etablieren und zählt neben Paul Schaeffer-Heyrothsberge oder Horst Niessen zu den wichtigsten Wiesbadener Architekten der Nachkriegszeit. Hauptsächlich im Verwaltungsbau tätig, publiziert Rimpl seine Erfahrungen in diesem Gebiet 1959 in dem Buch "Verwaltungsbauten". Neben ihren Rasterfassaden zeichnen sich Rimpls Bürohausentwürfe vor allem durch skulptural behandelte Dachformen aus, die einen Kontrapunkt zu den strengen Gebäudekubaturen bilden. Ein weiteres bedeutendes Tätigkeitsfeld stellt der Sakralbau dar, in dem die signifikanten Raumfiguren von Rimpls Kirchenbauten an die Architektur seines Lehrmeisters Dominikus Böhm anknüpfen. Auch für den etappenweisen Wiederaufbau der Technischen Hochschule in Darmstadt erstellt Rimpl den Generalplan, wogegen eine Berufung als Leiter des Hauptamtes für Gesamtplanung in Berlin 1951 aufgrund politischer Vorbehalte wegen seiner Bautätigkeit für die Nationalsozialisten scheitert. Bis in die siebziger Jahre betreibt Rimpl erfolgreich sein Architekturbüro, das nach seinem Tod 1978 vom Sohn Wolfgang Rimpl weitergeführt wird. Hauptsächlich aufgrund seiner exponierten Stellung im nationalsozialistischen Bauschaffen bekannt, zeigt sich gerade in Rimpls Werk die für seine Architektengeneration charakteristische Ambivalenz zwischen architektonischer Modernität und politischer Fügsamkeit. Wie auch Ernst Neufert, Friedrich Tamms oder Konstanty Gutschow ist es Herbert Rimpl gelungen, mit seiner auf dem Neuen Bauen der zwanziger Jahre als auch auf Tendenzen der Baurationalisierung der dreißiger Jahre basierenden Architekturauffassung auch das Bauwesen in der Bundesrepublik maßgeblich zu prägen.
Literatur: Florian Aicher:
Robert Vorhoelzer: die klassische Moderne der Post, S. 180 Werner Durth:
Deutsche Architekten. Biographische Verflechtungen 1900-1970 Jo Sollich:
Herbert Rimpl (1902-1978). Architektur-Konzern unter Hermann
Göring und Albert Speer. Architekt des Deutschen Wiederaufbaus Michael Wiederspahn:
Herbert Rimpl |
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.Heinkel-Verwaltungsgebäude
. .Rostock 1934 |
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.Heinkel-Werk
. .Oranienburg 1934-36 |
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.Wohnsiedlung
Leegebruch
. .Oranienburg 1936-38 |
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.Zeche Haverlahwiese
. .Salzgitter 1937-38 |
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.Wohnsiedlung
Kniestedt
. .Salzgitter 1938-39 |
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.Wohnsiedlung
Crest-View
. .Wiesbaden 1949-50 |
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.Bundeskriminalamt
. .Wiesbaden 1953-54 |
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.Landesversicherungsanstalt
. .Frankfurt 1958-59 |
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.Heilig-Geist-Kirche
. .Wiesbaden 1959-60 |
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.Ingenieurschule
Friedrich Gauß
. .West-Berlin 1961-64 |
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