Geboren am 10.12.1902 in Hamburg 1921
- 26 Studium
an der TH Danzig und TH Stuttgart Gestorben am 8.6.1978 in Hamburg
|
|
Wie bei zahlreichen Architekten seiner Generation weist der erste selbstständig ausgeführte Bau von Konstanty Gutschow aus den späten Zwanziger Jahren eine eindeutige Orientierung an den Prinzipien des Neuen Bauens auf, wenngleich der auffallende Dachüberstand auf den Einfluß seiner konservativen Lehrer der Stuttgarter Schule deutet. Von den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise schwer getroffen, überlegt Gutschow Anfang der Dreißiger Jahre, wie Ernst May in die UdSSR zu gehen. In jenen auftragsarmen Jahren erstellt er Gutachten für Wohnungstypen für die Reichsforschungsgesellschaft RfG und veröffentlicht das Buch "Umbau". Aufgrund seiner Planungstätigkeit im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen in der nördlichen Hamburger Neustadt und seines politischen Engagements in der nationalsozialistischen SA ab 1933 wird er an einem städtischen Kleinwohnungsbauprojekt in Hamburg-Horn beteiligt. Mit weiteren Bauten sowie in der Funktion als Hamburger Vertrauensarchitekt der obersten Bauleitung der Reichsautobahn, zuständig für die Brückenbauten der Autobahn von Hamburg nach Lübeck, profiliert sich Gutschow unter den neuen politischen Machthabern als Architekt mit großem organisatorischen Talent. Aufgrund dieser Reputation wird er 1937 zu dem Wettbewerb zur Gestaltung des nördlichen Elbufers von Hamburg eingeladen, den er, in Anlehnung an amerikanische Vorbilder, auf persönlichen Entscheid Adolf Hitlers gewinnt. Der Hamburger Gauleiter Kaufmann ernennt Gutschow 1939 zum "Architekten des Elbufers", ab 1941 "Architekt für die Neugestaltung der Hansestadt Hamburg". Abseits der Behördenstruktur ist Gutschow direkt dem Gauleiter unterstellt, entsprechend dem nationalsozialistischen Führerprinzip und ähnlich dem Generalbauinspektor von Berlin, Albert Speer, der Adolf Hitler untersteht. In dieser Position erstellt Gutschow ein neues Entwicklungskonzept für den Großraum Hamburg, das aufgrund der Staatsgebietsreform von 1937 notwendig ist, ausgehend von der städtebaulichen Neugestaltung des Altonaer Elbufers. Diese Tätigkeit mündet 1941 in einen Generalbebauungsplan für den Ausbau Hamburgs zur Führerstadt. Seit Beginn des Zweiten Weltkriegs beschäftigt er zahlreiche Hamburger Architekten wie Werner Kallmorgen, Max Paasche oder Georg Wellhausen mit Planungsaufträgen einzelner Stadtbereiche, die dadurch dem Kriegsdienst entgehen können. Die Planung der Elbufergestaltung mit Gauhochhaus, Volkshalle und Elbhochbrücke tritt dagegen in den Hintergrund und wird mit zunehmenden Kriegszerstörungen als kriegsunwichtig fallengelassen. Im Laufe des sich verschärfenden Zweiten Weltkriegs wird Konstanty Gutschow 1941 Leiter des neugeschaffenen Amtes für kriegswichtigen Einsatz AKE, zuständig für die Organisation der Trümmerräumung, Luftschutzmaßnahmen und Ersatzwohnraum-Beschaffung und die Koordination des Einsatzes von Zwangsarbeitern oder KZ-Häftlingen in diesen Bereichen. Die erheblichen Schäden der Bombenangriffe im Sommer 1943 bieten die Möglichkeit zu einem radikaleren Stadtumbau als im Generalbebauungsplan von 1941 geplant. Gutschow erstellt mit seinen Mitarbeitern bis 1944 einen neuen Generalbebauungsplan mit dem Leitbild einer organischen Stadtentwicklung entlang der Elbe, über den er sich auch mit seinem Mentor Fritz Schumacher berät, der eine solche Entwicklung bereits in der Weimarer Republik angedacht hatte. Die Kerngedanken sind die NS-Ortsgruppe als Siedlungszelle, die Funktionsentmischung von Wohnen, Arbeiten und Verkehr sowie die Auflockerung und Durchgrünung der Großstadt. Neben den hygienischen Bedingungen spielen Luftschutzgründe dafür eine wichtige Rolle. Ende 1943 wird Gutschow von Albert Speer als organisatorischer Leiter des "Arbeitsstabs für den Wiederaufbau bombenzerstörter Städte" ernannt und erstellt Wiederaufbauplanungen für Hamburg, Wilhelmshaven und Kassel. Unmittelbar nach der deutschen Kapitulation führt er diese Planung für Hamburg fort und entwickelt eine systematische Schadensstatistik, nach der er die Wohnbaugebiete der Weimarer Republik als Wiederherstellungsgebiete ausweist. Aus politischen Gründen wird sein Vertrag mit der Stadt von der britischen Militärregierung zum Jahresende 1945 gekündigt. Im Rahmen der Entnazifizierung wird er 1949 mit einem Verbot belegt, für öffentliche Auftraggeber tätig zu werden. In Hamburg stellt der 1944 erstellte Generalbebauungsplan die Grundlage der weiteren Wiederaufbauplanungen, etwa mit dem Durchbruch der innerstädtischen Ost-West-Straße dar, Gutschow selber aber wird gemieden. Über seinen ehemaligen Büroleiter Rudolf Hillebrecht, seit 1948 Stadtbaurat in Hannover, wird Gutschow Berater der "Aufbaugemeinschaft" Hannover und erhält dort auch zahlreiche Bauaufträge, ebenso in Düsseldorf, wo mit Friedrich Tamms ein Mitarbeiter aus Speers Wiederaufbaustab Leiter des Stadtplanungsamtes ist. Mit dem Wettbewerbs-Erfolg der ECA-Siedlung in Hannover oder der Tätigkeit im Preisgericht für den Wiederaufbau der Insel Helgoland beeinflußt er den deutschen Nachkriegs-Städtebau im Sinne einer organischen Stadtlandschaft. Zusammen mit Godber Nissen realisiert Gutschow große Krankenhausprojekte, in denen sein systematisches Organisationstalent besonders zum Tragen kommt. Während Konstanty Gutschow wegen der Involvierung in die Planungsstrukturen des "Dritten Reichs" nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem in Hamburg geächtet ist, verbreiten seine Mitarbeiter wie Hans Bernhard Reichow, Rudolf Hillebrecht oder Wilhelm Wortmann in der Nachkriegszeit Gutschows städtebauliche Planungsansätze. Als Rehabilitierung verleiht ihm 1964 die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen auf Betreiben von Friedrich Tamms den Professorentitel. Konstanty Gutschow stellt seine funktionalistische Systematik ganz in den Dienst der Sache, ohne dabei aber zwischen städtebaulicher Auflockerung oder dem Totalen Krieg als dem wesentlichen Ziel differenzieren zu können, da er seine Aufgabe als Städtebauer als durch und durch unpolitisch versteht. Gutschow zieht sich 1972 aus seinem Büro zurück und verstirbt 1978 in Hamburg.
Jan Lubitz Literatur: Michael Bose, Michael Holtmann, Dittmar Machule, Elke Pahl-Weber, Dirk Schubert: ...ein neues Hamburg entsteht... Planen und Bauen von 1933-1945. Hamburg, 1986 Werner Durth: Deutsche Architekten. Biographische Verflechtungen 1900-1970. Braunschweig, 1986 Niels Gutschow:
Väter und Söhne. Gutschow Ralf Lange: Hamburg Wiederaufbau und Neuplanung 1943-1963. Königstein, 1994 Sylvia Necker: Konstanty Gutschow 1902-1978. Modernes Denken und volksgemeinschaftliche Utopie eines Architekten. Hamburg/München, 2012 |
|
.
.Wohnhaus Kieler
Straße
. .Altona 1929-30 |
|
.
.Mustersiedlungshaus
Horn
. .Hamburg 1934-35 |
|
.
.Kakteenhaus
Planten un Blomen
. .Hamburg 1935 |
|
.
.Haus Gutschow
. .Hamburg 1938-39 |
|
.
.Constructa-Wohnsiedlung
. .Hannover 1950-51 |
|
.
.Bankhaus
Donner
. .Hamburg 1950-51 |
|
.
.ECA-Wohnsiedlung
. .Hannover 1951-52 |
|
.
.Industrie-
und Handelskammer
. .Düsseldorf 1955-57 |
|
.
.Krankenhaus
. .Helgoland 1957-58 |
|
.
.Universitäts-Klinik
. .Tübingen 1958-61 |
|