Geboren am 4.11.1904 in Schwerin 1923
- 29 Studium an der TH München und TH Berlin Gestorben am 4.7.1980 in Düsseldorf
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Neben dieser Tätigkeit ist Tamms Mitarbeiter des Generalbauinspektors für Berlin, Albert Speer, für den er mehrere Entwürfe für Großbauten der künftigen Stadt "Germania" anfertigt, die aber nicht zur Ausfürung kommen. Daneben ist er während des Zweiten Weltkrieges weiterhin für die Organisation Todt tätig und entwirft für die Führerstädte Berlin, Hamburg und Wien insgesamt acht Flakbunker für die Flugabwehr, die mit Anklängen an mittelalterliche Burgenarchitektur Wehrhaftigkeit suggerieren. Mit Texten wie "Das Große in der Baukunst" profiliert er sich als in den Gestaltungsabsichten nationalsozialistischer Architektur führender Architekt. Er wird durch Adolf Hitler 1942 zum Professor für Entwerfen von Hochbauten an der TH Berlin ernannt. Seit Ende 1943 ist er im von Albert Speer eingerichteten "Arbeitsstab für den Wiederaufbau bombenzerstörter Städte" tätig und übernimmt städtebauliche Planungen für die Städte Aachen und Lübeck. Durch seine unterschiedlichen Tätigkeiten ist er für den Militärdienst unabkömmlich. Bei Kriegsende 1945 läßt er sich zunächst in Gartow bei Hannover nieder. Er führt seine Planungsarbeiten für Lübeck fort und bemüht sich, seine Professur in Berlin wahrzunehmen, was jedoch Ende 1945 aus politischen Gründen scheitert. Trotzdem legt er auch weiterhin größten Wert auf seinen Professorentitel, den er stets betont. Eine von Paul Bonatz angeregte Berufung als Stadtbaurat von Ankara in der Türkei 1947 scheitert an einer Ausreisegenehmigung. Stattdessen wird er nach Düsseldorf berufen, wo er seit April 1948 als Leiter des Stadtplanungsamtes für den Wiederaufbau verantwortlich zeichnet. In den Jahren 1948/49 erstellt er einen Aufbauplan, der mit gezielter Öffentlichkeitsarbeit hohe Anerkennung in der Bevölkerung erfährt und Anfang 1950 beschlossen wird. Die Verkehrsplanung, Kernstück des Aufbauplanes, erregt Widerstand bei einigen modern gesinnten Düsseldorfer Architekten, speziell die starren Fluchtlinien der straßenbegleitenden Bebauung. Daraufhin schließen sich zehn Architekten, unter Führung von Bernhard Pfau, zum "Architektenring Düsseldorf" zusammen, in Anlehnung an den Berliner "Ring" der Zwanziger Jahre. Ein Gegenplan, der auf modernsten städtebaulichen Idealen basiert und die Trennung von Auto- und Fußgängerverkehr fordert, findet keine Berücksichtigung im Aufbauplan von Tamms, der die Grundlage der beginnenden Wiederaufbaumaßnahmen bildet. Friedrich Tamms pflegt in Düsseldorf weiterhin Verbindungen aus der Zeit des "Dritten Reichs", auch wenn er selber kein Mitglied der NSDAP war. Von seiten des "Architektenrings" wird ihm die Bevorzugung befreundeter Architekten wie Helmut Hentrich, Konstanty Gutschow oder Rudolf Wolters vorgeworfen, die in zahlreichen Wettbewerben, in denen Tamms im Preisgericht sitzt, erfolgreich sind. Diese Vorwürfe eskalieren, als Julius Schulte-Frohlinde, ehemaliger Architekt der Deutschen Arbeitsfront DAF, auf Betreiben von Friedrich Tamms 1952 als Leiter des Düsseldorfer Hochbauamtes berufen wird und das neue Rathaus in sehr konservativer Manier entwirft. Der Streit um diese Berufung wird als "Düsseldorfer Architekturstreit" bekannt, und in seiner über zwanzigjährigen Amtszeit in Düsseldorf bleibt Tamms immer wieder Anfeindungen aufgrund dieses Beziehungsgeflechts mit namhaften Personen des "Dritten Reichs" ausgesetzt. Düsseldorf entwickelt sich aber in den Fünfziger Jahren unter Friedrich Tamms zu einem Zentrum der Nachkriegsmoderne. Durch einen 1954 beschlossenen neuen Leitplan, der eine durch Hochhäuser und Autostraßen gegliederte Stadtlandschaft vorsieht, gilt Düsseldorf als Lehrstück fortschrittlichen Städtebaus der Nachkriegszeit, wofür Friedrich Tamms maßgeblich verantwortlich ist. Neben seiner städtebaulichen Planungstätigkeit entwirft Tamms zahlreiche Brückenbauten im Rahmen des neuen Straßenkonzeptes. Am bekanntesten ist darunter die sogenannte "Brückenfamilie", drei formal ähnliche Schrägseilbrücken, die im Zentrum von Düsseldorf den Rhein überspannen und zu den Höhepunkten modernen Brückenbaus in Deutschland zählen. Außerdem ist Tamms für den Entwurf weiterer kommunaler Hochbauten wie der Kongreßhalle verantwortlich. Friedrich Tamms genießt trotz diverser Anfeindungen eine hohe Reputation und ist seit 1954 als städtischer Beigeordneter zuständig für Stadt- und Landesplanung, seit 1960 ist er Dezernent für das Bauwesen der Stadt. Ebenso ist er in der Akademie für Städtebau und Landesplanung tätig und verfaßt zahlreiche Publikationen. Nach Ausscheiden aus seinem Amt in der Stadtplanung am 1.12.1969 bleibt Tamms als freischaffender Planer tätig, so entwirft er das Düsseldorfer Rheinstadion für die Fußball-Weltmeisterschaft 1974. Sein Hauptaugenmerk gilt zeitlebens aber hauptsächlich dem Brückenbau, auf den er sich auch in Verteidigung seiner Tätigkeit im "Dritten Reich" beruft. Er fühlt sich einer "Funktionselite" angehörig, deren Beschäftigung mit rein sachlichen Fragen ihn von einer moralischen Verantwortung für die Zeit des "Dritten Reichs" entbindet. Friedrich Tamms verstirbt 1980 in Düsseldorf, das ihm in der Nachkriegszeit zur neuen Heimat geworden ist und zu dessen Ehrenbürger er ernannt wird.
Literatur: Henning Angerer: Flakbunker. Betonierte Geschichte. Hamburg, 2000 Werner Durth: Deutsche Architekten. Biographische Verflechtungen 1900-1970. Braunschweig, 1986 Friedrich Tamms: Von Menschen, Städten und Brücken. Düsseldorf, 1974 Friedrich Tamms: Ein Baumeister und seine Stadt. Düsseldorf, 1979 |
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.Autobahnbrücke
Berliner Ring
. .Berlin 1937 |
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.Autobahntankstelle
. .Fürstenwalde 1937 |
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.Autobahnbrücke
. .Eisenberg 1937 |
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.Autobahnbrücke
Saaletal
. .Jena 1935-37 |
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.Bildhaueratelier
Gravel
. .Oderbruch 1938 |
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.Flakbunker
Heiligengeistfeld
. .Hamburg 1942 |
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.Flakbunker
Augarten
. .Wien 1943-44 |
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.Theodor-Heuss-Brücke
. .Düsseldorf 1955-57 |
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.Kongreßhalle
. .Düsseldorf 1960-61 |
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.Rheinstadion
. .Düsseldorf 1970-73 |
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