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. . . Julius Schulte-Frohlinde. 1894 - 1968

Portrait Julius Schulte-Frohlinde

Geboren am 26.5.1894

ca. 1913 - 20 Studium an der TH München und TH Stuttgart
1929 - 34 Städtischer Baurat in Nürnberg
1936 - 45
Leiter der Bauabteilung der Deutschen Arbeits-Front DAF
1943 - 45 Professor an der TH München
1945 - 51 Eigenes Architekturbüro in Bremen
1952 - 59 Leiter des Hochbauamtes Düsseldorf

Gestorben am 20.11.1968 in Bremen

 

 


Julius Schulte-Frohlinde beginnt nach dem Abitur zunächst in München ein Architekturstudium, von wo aus er nach Stuttgart wechselt, wo seit 1908 Paul Bonatz lehrt. Nach einer Unterbrechung durch die Teilnahme am Ersten Weltkrieg kann er sein Studium dort abschließen und arbeitet anschließend als Assistent am Lehrstuhl von Bonatz als auch in dessen Privatbüro. Die von Paul Bonatz und Paul Schmitthenner geprägte Architekturausbildung wird in den Zwanziger Jahren als "Stuttgarter Schule" bekannt, zu deren frühen Schülern Schulte-Frohlinde gehört. Dadurch gelangt er auch nach Köln, wo zahlreiche Schüler von Paul Bonatz nach dessen Gegenentwurf zu der Rayon-Planung von Fritz Schumacher Anfang der Zwanziger Jahre eine Anstellung finden. So wird der Bonatz-Schüler Adolf Abel 1925 Kölner Stadtbaudirektor und beschäftigt mit Hans Mehrtens, Theodor Teichen und Julius Schulte-Frohlinde mehrere Absolventen der "Stuttgarter Schule" im Kölner Hochbauamt. Dort ist Schulte-Frohlinde am Entwurf der Staatenhalle der Pressa-Ausstellung 1928 beteiligt, die mit ihrer monumentalisierenden Backstein-Architektur ein konservatives Gegenbeispiel zu den auch in Köln stark vertretenen Tendenzen des Neuen Bauens darstellt.

Aus dieser Tätigkeit in Köln wird Schulte-Frohlinde 1929 als städtischer Baurat nach Nürnberg berufen, wo er für den Entwurf kommunaler Bauten wie dem Pathologischen Institut oder dem städtischen Gaswerk zuständig ist. In dieser Position kommt er über die Planung des Reichsparteitagsgeländes ab 1933 mit Albert Speer in Kontakt, der auch als Berater der neu gegründeten Deutschen Arbeits-Front DAF fungiert, einem nationalsozialistischen Einheitsverband als Ersatz für die aus politischen Motiven verbotenen Gewerkschaften. Auf Empfehlung von Speer wird Schulte-Frohlinde 1934 zunächst stellvertretender Leiter des Amtes "Schönheit der Arbeit", einer Unterorganisation der DAF, und baut eine eigene Bauabteilung auf, deren Leitung er ab 1936 übernimmt. Neben Bauten wie den NS-Schulungsburgen Erwitte und Saßnitz oder DAF-Verwaltungsgebäuden gehören auch das Arrangement und die Durchführung von Volksfesten oder Ausstellungen als auch die Planung des KdF-Seebades auf Rügen zu seinen Aufgabenbereichen.

Mit der Unterstellung des Reichsheimstättenamtes wird für Julius Schulte-Frohlinde der Wohnungs- und Wohnsiedlungsbau zu einem zentralen Tätigkeitsfeld. So entsteht nach seinem Entwurf in Braunschweig die Mustersiedlung Mascherode, die mit der Mischung von Siedlerstellen, Einfamilien- und Reihenhäusern und der Gliederung um einen zentralen Platz das Bild traditioneller Dorfanlagen evoziert und damit exemplarisch das politische Ideal der Bindung an die heimatliche Scholle architektonisch formuliert. Für die verstärkte Rationalisierung des Wohnungsbaus werden durch die DAF-Bauabteilung Konstruktionsblätter erstellt, die mit Grundrißtypen und Musterfassaden als Vorlagen weiterer, regional adaptierter Siedlungen dienen sollen. Die konservative, traditionalistische Bauweise Schulte-Frohlindes prägt die Wohnungsbau-Architektur des "Dritten Reichs" in erheblichem Maße und stellt dadurch den wohl bedeutsamsten Einfluß der "Stuttgarter Schule" auf das Bauen im Nationalsozialismus dar. Darüber hinaus gehört Julius Schulte-Frohlinde auch mit Publikationen wie dem Vorwort des Buches "Bauten der Bewegung", in dem er mit der Anprangerung einer jüdisch-marxistischen Beeinflussung des deutschen Bauwesens offen antisemitische Tendenzen äußert, zu den führenden Architekten im "Dritten Reich".

Als Anerkennung seiner Leistungen für den Nationalsozialismus wird Schulte-Frohlinde 1943 durch Adolf Hitler zum Professor an der TH München ernannt. Nach einer Kriegsteilnahme als Flieger im Rang eines Majors übernimmt er dort den Lehrstuhl von German Bestelmeyer, den er, politisch bedingt, nach Kriegsende jedoch wieder aufgeben muß. Im Arbeitsstab für den Wiederaufbau, der ab 1943 unter Leitung von Albert Speer tagt, ist Schulte-Frohlinde als Berater beteiligt und wird mit der Wiederaufbauplanung für Bonn betraut. Nach dem Zusammenbruch des Nazi-Regimes durch Ende des Zweiten Weltkriegs geht er zurück in seine Heimatstadt Bremen, wo er sich als Privatarchitekt erfolgreich etablieren kann und auch den Vorsitz der sich neu firmierenden Ortsgruppe des Bundes Deutscher Architekten BDA übernimmt. Mit Einfamilienhäusern, Geschäftshäusern und Kinobauten ist er am Wiederaufbau Bremens beteiligt, dessen architektonische Erscheinung auch durch seinen Einfluß stark traditionalistische Züge aufweist. Auf Initiative von Friedrich Tamms, den er von gemeinsamer Arbeit im Wiederaufbaustab kennt, wird Schulte-Frohlinde nach Düsseldorf berufen und übernimmt Anfang 1952 die Leitung des Hochbauamtes.

Seine Berufung nach Düsseldorf löst unter der dortigen Architektenschaft Kritik aus, speziell von Seiten des "Zehnerrings", einem Zusammenschluß modern gesinnter Architekten unter Führung von Bernhard Pfau. Neben der restaurativen Personalpolitik der Stadt Düsseldorf wirft der "Zehnerring" Schulte-Frohlinde dessen Rolle während des Dritten Reichs und seine konservative Baugesinnung vor. Der Streit eskaliert als Schulte-Frohlinde die Planung des Altstadtrathauses ohne Wettbewerb übertragen bekommt und den Bau in einer rustikalen Formensprache realisiert, die in scheinbar ungebrochener Kontinuität mit baulichen Idealen des Nationalsozialismus steht. Trotz erheblicher Widerstände gegen seine Person als auch seine Bauauffassung bleibt Schulte-Frohlinde bis zum Erreichen des Pensionsalters 1959 in dieser Position tätig und zeichnet für die meisten öffentlichen Hochbauten verantwortlich, darunter auch der Wiederaufbau des Opernhauses, für den er seinen verehrten Lehrer Paul Bonatz, kurz vor dessen Tode, hinzu ziehen kann. Im Erscheinungsbild seiner Bauten, speziell den Schulen, nähert sich Schulte-Frohlinde der durch internationale Vorbilder geprägten Nachkriegsmoderne an, ohne aber seine konservative Grundhaltung zu verlassen. Nach Ende seiner Amtszeit kehrt er zurück nach Bremen, wo er im Alter von 74 Jahren verstirbt.

Mit seinen traditionalistisch geprägten Bauten ist Julius Schulte-Frohlinde ein charakteristischer Vertreter für die konservative Weiterentwicklung von Reformtendenzen in der Architektur seit Beginn des 20. Jahrhunderts, ebenso wie für deren unselige Verflechtung mit politischen Tendenzen des Nationalsozialismus. Im Gegensatz zu jüngeren Absolventen der "Stuttgarter Schule" wie Konstanty Gutschow, Gerhard Graubner oder Rolf Gutbrod gelingt es ihm jedoch nie, zu einem eigenständigen baulichen Ausdruck moderner Architektur zu finden.


März 2004

Literatur:

Baumeister Heft 4-6/1944, S. 25-26

Werner Durth: Deutsche Architekten. Biographische Verflechtungen 1900-1970
Braunschweig 1986

Anna Teut: Architektur im Dritten Reich 1933-1945
Berlin 1967

Einfamilienhaus. Köln 1928
. .Einfamilienhaus
. .Köln 1928
Pathologisches Institut. Nürnberg 1930-31
. .Pathologisches Institut
. .Nürnberg 1930-31
Gaswerks-Maschinenhaus. Nürnberg 1932-33
. .Gaswerks-Maschinenhaus
. .Nürnberg 1932-33
DAF-Schulungsburg. Saßnitz 1935-36
. .DAF-Schulungsburg
. .Saßnitz 1935-36
DAF-Gauverwaltung. Essen 1937-38
. .DAF-Gauverwaltung
. .Essen 1937-38
Wohnsiedlung Mascherode. Braunschweig 1936-39
. .Wohnsiedlung Mascherode
. .Braunschweig 1936-39
Altstadtrathaus. Düsseldorf 1952-53
. .Altstadtrathaus
. .Düsseldorf 1952-53
Opernhaus. Düsseldorf 1954-56
. .Opernhaus
. .Düsseldorf 1954-56
Volksbücherei. Düsseldorf 1956-57
. .Volksbücherei
. .Düsseldorf 1956-57
Mädchengymnasium Benrath. Düsseldorf 1957-58
. .Mädchengymnasium Benrath
. .Düsseldorf 1957-58