Geboren am 11.6.1909 in Mylau 1926
- 31 Studium
an der Akademie für Kunstgewerbe Dresden Gestorben am 17.3.1986 in Berg am Starnberger See
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Bis Anfang 1933, als das Bauhaus unter dem Druck der Nationalsozialisten geschlossen wird, studiert Weber dort und findet auch nach der Schließung Aufnahme in den Privatseminaren der Bauhaus-Dozenten Ludwig Hilberseimer und Mies van der Rohe. Mit dieser den Idealen des Neuen Bauens verpflichteten Qualifikation findet er 1935 eine Anstellung als Architekt bei den Henschel-Flugzeugwerken in Berlin, bevor er ein Jahr später zur preußischen Bau- und Finanzdirektion wechselt. Hierüber findet er 1938 Beschäftigung im Montanblock-Baustab der Reichswerke Hermann Göring, einem staatlich gelenkten Konzern der Eisenerzeugung, dessen Aufbau durch das Architekturbüro von Herbert Rimpl geleitet wird. Wie auch zahlreiche andere, modern gesinnte Architekten seiner Generation kann Weber im Industriebau seinen architektonischen Idealen treu bleiben und dem Kriegsdienst entgehen, woraus nach Ende des 2. Weltkriegs die durch Rudolf Lodders formulierte Legende von der Zuflucht im Industriebau entsteht. Weber ist ab 1942 Leiter des Berliner Zweigbüros von Herbert Rimpl und wird damit zu einer zentralen Figur innerhalb dieser Legende, die nach 1945 als Beweis architektonischer als auch politischer Integrität dient. Im Büro von Herbert Rimpl ist Weber an Planungen in ganz Europa beteiligt und ist gegen Ende des 2. Weltkriegs in Österreich beschäftigt, wo er nach Kriegsende ausgewiesen wird. In Obernzell in Niederbayern wird er 1946 Geschäftsleiter einer Baufirma, bevor er eine Anstellung im Frankfurter Hochbauamt findet. Mit Architekten wie Johannes Krahn, Meid & Romeick, Giefer & Mäckler oder Werner Hebebrand entwickelt sich Frankfurt in der Nachkriegszeit zu einem Refugium für ehemalige Mitarbeiter aus Rimpls Büro, der sich selber im benachbarten Wiesbaden niederläßt. Auch Webers Tätigkeit in Frankfurt ist daher wohl auf den Kontakt mit früheren Mitarbeitern zurückzuführen. Im Hochbauamt ist er mit architektonischen und städtebaulichen Planungen betraut und kann beim Bau der Frankfurter Messehallen, die noch vor der Währungsreform 1948 nach Webers Entwurf ausgeführt werden, seine Erfahrungen aus dem Industriebau mit einer materialsparsamen Stahlskelettbauweise oder einer kittlosen Verglasung erfolgreich einbringen. Mit dem Auftrag für den Plenarsaal des deutschen Bundestages in Frankfurt macht sich Weber 1949 selbstständig und erhält für die Durchführung des Projekts Büroräume und Mitarbeiter von der Frankfurter Aufbau AG gestellt. Nach der Entscheidung, Bonn zur Bundeshauptstadt zu machen, wird der begonnene Bau jedoch im Rohbaustadium eingestellt, durch einen weiteren Wettbewerb erhält Weber aber die Gelegenheit, den Plenarsaal für den Konzertsaal des Hessischen Rundfunks umzunutzen. Mit zahlreichen Wettbewerbserfolgen kann sich Weber als freischaffender Architekt in Frankfurt etablieren, in den ersten Jahren teilweise in Arbeitsgemeinschaft mit Günther Gottwald. Einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit stellen die Theaterentwürfe dar, neben dem Hessischen Rundfunk vor allem die Hamburger Staatsoper und das Mannheimer Nationaltheater. Inspiriert von der Londoner Royal Festival Hall entwickelt Weber das Konzept der Trennung von Konzertraum und Foyerbereichen weiter, wodurch eine besonders gute akustische Entkoppelung des Konzertraumes erreicht wird. Mit einer flexiblen Raumdisposition um das zentrale Bühnenhaus herum kann Weber im Mannheimer Nationaltheater die bauliche Umsetzung der Forderung nach der Abkehr von der klassischen Guckkastenbühne realisieren. Mit dieser Lösung sowie einer betont unprätentiösen, die Konstruktionsmaterialien bewußt zur Schau stellenden Gestaltung wird das Nationaltheater zu einem Vorbild des modernen Theaterbaus. Für seine Leistungen im Theaterbau wird Gerhard Weber auf der internationalen Architekturausstellung in São Paulo 1957 als bester Theaterarchitekt ausgezeichnet. Durch seine Bauten als moderner Architekt profiliert, wird Weber 1955 als Nachfolger von Martin Elsaesser auf den Lehrstuhl für Entwerfen und Gebäudekunde der TH München berufen. Gemeinsam mit Architekten wie Franz Hart, Gustav Hassenpflug oder Josef Wiedemann kann Weber die Architekturlehre in München maßgeblich prägen. Als Berufungsauftrag führt er den Forschungsreaktor der Hochschule in Garching aus, die erste Kernkraftanlage in der Bundesrepublik, und verlagert in der Folge seinen Bürositz von Frankfurt nach München. Mit Verwaltungsgebäuden für die Thyssen-Hütte oder die Hoechst AG sowie mehreren Schwimmbädern erhält er weitere große Aufträge in ganz Deutschland und gehört damit zu den bedeutendsten überregional tätigen Architekten im Nachkriegsdeutschland. Auch nach seiner Emeritierung 1974 bleibt Weber mit seinem Wohnsitz in Berg am Starnberger See im Münchener Raum und kann mit der Oberpostdirektion in Hamburg oder dem Deutschlandfunk in Köln weitere große Projekte realisieren. Im Alter von 77 Jahren stirbt Gerhard Weber in Berg. Als einer der letzten Schüler des Bauhauses und als Exponent des Industriebaus im Dritten Reich steht Weber für eine scheinbar ungebrochene Entwicklunglinie der modernen Architektur in Deutschland. Mit diesem Lebenslauf stellt Gerhard Weber eine Art Idealfall der deutschen Nachkriegsarchitektur dar, dessen markante Profilierung aber eine Ausnahme bleibt.
Literatur: Katharina Blohm, Winfried Nerdinger: Architekturschule München 1868-1993. München 1993 Senat für Bau- und Wohnungswesen Berlin: Interbau Berlin 57. Wiederaufbau Hansaviertel Berlin. Darmstadt 1957 |
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.Messehalle
. .Frankfurt 1947-48 |
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.Plenarsaal
. .Frankfurt 1949 |
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.Basler-Haus
. .Frankfurt 1950-51 |
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.Staatsoper
. .Hamburg 1953-55 |
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.Nationaltheater
. .Mannheim 1955-57 |
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.Forschungsreaktor
. .Garching 1956-57 |
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.Hoechst-Hauptverwaltung
. .Frankfurt 1954-63 |
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.Thyssen-Hauptverwaltung
. .Duisburg 1960-63 |
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.Oberpostdirektion
. .Hamburg 1974-77 |
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.Deutschlandfunk
. .Köln 1974-78 |
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