Geboren am 13.6.1884 in Memmingen 1904
- 08 Studium
an der TH München Gestorben am 28.10.1954 in München
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Im August 1920 wechselt Vorhoelzer als Oberbaurat in die in jenem Jahr neu geschaffene bayerische Postbauverwaltung in München, wo ihm die Leitung sämtlicher Baumaßnahmen der bayerischen Post obliegt. So entstehen in den zwanziger Jahren vor allem in den ländlichen Gebieten Bayerns zahlreiche Landpostämter, die sich durch knappe, stereometrische Grundformen und schwach geneigte Dächer auszeichnen und die mit der Berücksichtigung regionaler Bautraditionen den Heimatschutzgedanken aufnehmen. Sämtliche Postamtsbauten, die unter Robert Vorhoelzer entstehen, zeichnen sich durch eine vereinheitlichte Schalterhallenkonzeption aus, geprägt durch die Schaffung heller und übersichtlicher Räume und der Abkehr von der kaiserzeitlichen Amtsstube. Auch in der Verwendung einfachen Mobiliars und moderner Typographie zeigt sich das Bestreben, die Schalterhalle zum Ausdruck eines neuen Verhältnisses von Bürgern und Behörde werden zu lassen. In München entstehen durch Kombination der Postämter mit Wohnhäusern für Postbedienstete mehrgeschossige, der großstädtischen Lage angemessene Bauten. An städtebaulich markanten Stellen schafft Vorhoelzer durch die Gliederung der Postbauten in mehrere Baukörper platzartige Raumsituationen, in denen die Postämter zu neuen Mittelpunkten ihrer Umgebung werden. Mit seinen streng sachlichen, von überkommenen Vorbildern losgelösten Postbauten zählt Robert Vorhoelzer während der Weimarer Republik, neben Otho Orlando Kurz, zu den führenden Vertretern moderner Architektur in München. Durch Mitarbeiter wie Thomas Wechs, Georg Werner oder Walther Schmidt, die außerhalb Münchens in örtlichen Postbauabteilungen tätig sind, wird die von Vorhoelzer geprägte Architektur weiter verbreitet. So wird die Postbauschule zu einer wichtigen Keimzelle der modernen Architektur in Bayern und beeinflußt als Modell einer dezidiert traditionellen Moderne auch das Bauschaffen im "Dritten Reich", vor allem bei Industrie- und Militärbauten. Seine Stellung als Oberpostbaurat gibt Vorhoelzer auf, als er 1930 an der TH München zum Professor berufen wird. Mit Themen wie werkgerechter Materialbehandlung oder der räumlichen Gliederung der Entwürfe stehen in Vorhoelzers Lehre pragmatische Aufgaben im Vordergrund, wogegen politische oder soziale Fragen des Neuen Bauens, etwa des Massenwohnungsbaus, dort keine Rolle spielen. Bei seinen Schülern ist Vorhoelzer sehr beliebt und etabliert, zusammen mit dem ebenfalls 1930 berufenen Adolf Abel, an der durch German Bestelmeyer stark konservativ geprägten Münchner Architekturfakultät die moderne Architektur. Im Oktober 1933 wird Vorhoelzer von den Nationalsozialisten der Lehrstuhl entzogen und in den Ruhestand versetzt, da er den neuen Machthabern als Baubolschewist gilt. Da ihm aber kein Berufsverbot auferlegt wird, kann er auch weiterhin als Architekt tätig bleiben, nachdem er bereits auch schon in seiner Zeit als Postbaurat nebenher private Bauaufträge wie das Landschulerziehungsheim in Schondorf durchführen konnte. Der Bau der Kirche Maria Königin des Friedens bleibt jedoch sein einziger ausgeführter Entwurf während des "Dritten Reichs". So geht Vorhoelzer 1939 auf Empfehlung von Paul Bonatz als Leiter der Architekturabteilung an die Akademie der schönen Künste nach Istanbul, wo er die Nachfolge des verstorbenen Bruno Taut antritt. In Istanbul, wo während des Zweiten Weltkriegs zahlreiche Architekten wie Clemens Holzmeister, Gustav Oelsner oder Walter Schütte im Exil leben, kann sich Vorhoelzer wieder als Lehrer betätigen. In den politisch brisanten Kriegsjahren führen jedoch die für seine Lehre benötigten Recherchen nach Luftaufnahmen zu Spionagevorwürfen gegen Vorhoelzer, der dadurch 1941 zur Demission von seinem Lehramt und der Rückkehr nach Deutschland gezwungen wird. Im Zuge des totalen Krieges wird er 1942, bereits 58 Jahre alt, noch zur Wehrmacht eingezogen. Als Hauptmann der Reserve dient er im Luftgaukommando VII, wo er mit der technischen Überwachung von Bunkeranlagen beschäftigt ist. Unmittelbar nach Kriegsende wird Vorhoelzer erneut als Professor an die TH München berufen, die damit symbolisch an den Entwicklungen aus den Jahren der Weimarer Republik anzuknüpfen versucht. Daneben wird er zum Spezialkommissar für den Wiederaufbau der Hochschule ernannt und engagiert sich in der Trümmerräumung des Hochschulgeländes sowie der Instandsetzung der Gebäude, eine Aufgabe, für die er auch zahlreiche Studenten heranzieht und die Planung der Wiederaufbaumaßnahmen damit zum praktischen Bestandteil der Ausbildung macht. Nach seinem Entwurf wird auch das Hauptgebäude der Hochschule wieder aufgebaut, wobei der Bestelmeyer-Bau mit einem neuen Dachaufbau und der offen gezeigten Skelettkonstruktion der Hoffassade wesentliche gestalterische Modifikationen erfährt. Aufgrund der Spionagevorwürfe aus den Jahren des türkischen Exils wird 1947 ein Spruchkammerverfahren gegen Vorhoelzer eingeleitet, das seine Rolle im Nationalsozialismus ergründen soll, weshalb er für ein halbes Jahr suspendiert wird. Nach unterstützenden Stellungnahmen von Kollegen als auch Studenten wird Vorhoelzer zwar rehabilititert. Von der neuerlichen Amtsenthebung schwer getroffen, beginnt er jedoch sich innerlich zurückzuziehen und wird schließlich 1952 emeritiert. Nur zwei Jahre nach seinem Abschied aus dem Lehramt verstirbt Robert Vorhoelzer im Alter von 70 Jahren in München. Durch seine Postbauten und mehr noch durch seine Wirkung als Lehrer, sowohl in der bayerischen Postbauverwaltung als auch an der Münchner Hochschule, hat Vorhoelzer die Entwicklung der modernen Architektur in Bayern entscheidend geprägt. Mit der Berücksichtigung regionaler und traditioneller Einflüsse zeigt sich in seinem Werk die Vielfalt des Spektrums der Moderne, ohne in dogmatischer Weise an eine bestimmte stilistische Erscheinung gebunden zu sein.
Literatur: Florian Aicher:
Robert Vorhoelzer - ein Architektenleben: die klassische Moderne der Post Katharina Blohm, Winfried Nerdinger: Architekturschule München 1868-1993 München 1993 Roland Ostertag:
Zeitzeugen. Robert Vorhoelzer |
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.Landpostamt
. .Penzberg 1922-23 |
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.Oberpostdirektion
. .München 1922-24 |
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.Postamt Agnesstraße
. .München 1925-26 |
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.Postwohnsiedlung
Arnulfstraße
. .München 1927-28 |
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.Postamt Tegernseer
Landstraße
. .München 1928-29 |
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.Landpostamt
. .Grünwald 1929-30 |
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.Landschulerziehungsheim
. .Schondorf 1929-30 |
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.Postamt Am
Harras
. .München 1930-33 |
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.Maria Königin
des Friedens
. .München 1935-36 |
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.TH-Hauptgebäude
. .München 1949-54 |
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