Geboren am 10.5.1907 in Halberstadt 1925
- 29 Studium
an der TH Braunschweig Gestorben am 18.4.1990 in Köln
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Kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 gerät der durchaus nationalkonservativ eingestellte Mühlenpfordt in Konflikt mit den neuen Machthabern und wird daraufhin entlassen. Als Folge dessen wird auch Kraemers Assistenz-Vertrag nicht mehr verlängert, so daß er den Schritt in die Selbstständigkeit wagt und 1935 ein eigenes Architekturbüro in Braunschweig eröffnet. Durch gute gesellschaftliche Kontakte erhält er zahlreiche Aufträge für Einfamilienhäuser im Braunschweiger Raum. Seine Architektur ist gekennzeichnet von einem bürgerlichen Traditionalismus, wie er gerade für Wohnhäuser während des nationalsozialistischen Regimes sehr beliebt ist. Die Vorbilder für Kraemers Architekturauffassung sind Paul Schmitthenner und besonders Heinrich Tessenow, was erkennbar ist in den einfachen, kubischen Baukörpern mit großen, ruhigen Dächern. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wird Kraemer zunächst als Zeichner zum Arbeitsdienst der Deutschen Arbeits-Front eingezogen. Deren Leiter, der Architekt Julius Schulte-Frohlinde, der Kraemer bereits bei der Konzeption der neuen Braunschweiger Südstadt kennengelernt hatte, vermittelt ihm Aufträge für Industriekomplexe in und um Braunschweig wie den Niedersächsischen Motorenwerken der Firma Büssing oder dem Zweigwerk des KdF-Wagens, des späteren Volkswagens. Im Gegensatz zu anderen Architekten seiner Generation wie Egon Eiermann, Rudolf Lodders oder Herbert Rimpl, weisen Kraemers Industriebauten aber keine spezifische Modernität auf, sondern zeichnen sich durch eine Mischung von rationalen Hallenkonstruktionen und traditionalistischen Gemeinschaftsbauten aus. Diese Beschäftigung kann ihn aber nicht vor dem Militärdienst bewahren, zu dem er 1944 eingezogen wird. Durch einen Kopfschuß in Rußland schwer verwundet, nutzt er die Zeit seines Lazarett-Aufenthaltes in Göttingen zu einer Dissertation über die klassizistischen Braunschweiger Baumeister Peter Joseph Krahe und Karl Theodor Ottmer, die er bis 1945 abschließt. Unmittelbar nach Kriegsende wird er als kommissarischer Stadtbaurat von Braunschweig berufen, er gilt der alliierten Besatzungsmacht als unbeschriebenes Blatt. Diesen Posten gibt er aber bereits ein Jahr später wieder auf, zugunsten einer Professur an der Technischen Hochschule Braunschweig. Kraemer übernimmt als 1946 erster und einziger Architektur-Professor den Lehrstuhl für Gebäudelehre und Entwerfen, den früheren Lehrstuhl Mühlenpfordts. In dieser Position ist er maßgeblich für den Aufbau der Lehre in der Nachkriegszeit verantwortlich, die als "Braunschweiger Schule" bekannt wird und als renommierte Architektur-Schule der deutschen Nachkriegszeit gilt. Zusammen mit Dieter Oesterlen und Walter Henn bildet Kraemer ein Triumvirat mit einer großen ideologischen und fachlichen Übereinstimmung, ohne allerdings einen spezifischen Architekturstil zu vermitteln, sondern eine allgemeingültige Architekturauffassung. Die Kernpunkte der "Braunschweiger Schule" sind die Betonung der Funktion, der Konstruktion sowie der Form als eigenständige Entwurfsparameter, wobei diese Punkte von den drei Lehrern in unterschiedlicher Ausprägung vertreten werden. Die "Braunschweiger Schule" orientiert sich an der internationalen, weiterentwickelten Moderne, an der nach den Jahren des Nationalsozialismus wieder angeschlossen wird. Kraemer, der maßgebliche Protagonist der "Braunschweiger Schule", vertritt die Lehrmeinung, daß subjektiver Willkür übergeordnete Ordnungsphänomene entgegenstehen und entwickelt ein Gliederungs- und Proportionssystem, das räumlich und grafisch seinen Bauten wie auch seiner Lehre zugrunde liegt. Unter dem Einfluß internationaler, vor allem skandinavischer Vorbilder sowie durch seine Beschäftigung mit dem Klassizismus Ottmers und Krahes wandelt sich Kraemers Architekturauffassung in der Nachkriegszeit zu betont modernen Gestaltungsprinzipien. In der Ästhetik der Abstraktion und stereometrischer Körperlichkeit ist ein formaler Einfluß seiner Vorbilder Mies van der Rohe und Erik Gunnar Asplund erkennbar. Die Leichtigkeit und Eleganz, die Kraemer in seinen Bauten durch eine Reduktion auf das Materialäußerste, vornehmlich im Stahlbau, erzielt, ist beispielhaft und manifestiert den Ruf der "Braunschweiger Schule", die insbesondere mit Kraemers Bauten verbunden wird. Das Hauptaufgabenfeld seines Büros liegt bei Geschäfts- und Verwaltungsbauten, für die Kraemer zahlreiche Innovationen entwickelt. So zeigt das Warenhaus Flebbe die deutschlandweit erste, an amerikanischen Beispielen orientierte Vorhangfassade. Auch in der Weiterentwicklung der Bürogrundrißstrukturen ist Kraemers Büro führend, etwa mit dem Großraumbüro, verbunden mit polygonalen, auf 60º-Winkeln basierenden Grundrissen, womit Kraemer die Überwindung der orthogonalen Rasterarchitektur der direkten Nachkriegszeit mit einleitet. Seit 1960 führt Kraemer gemeinsam mit Günther Pfennig und Ernst Sieverts eine Büro-Partnerschaft. Zunehmende brutalistische Tendenzen sowie eine von Waschbeton-Fertigteilen geprägte Ästhetik sind wohl vor allem auf Ernst Sieverts zurückzuführen, der ab 1975 der einzige namentlich erwähnte Partner ist. Kraemer, der seit seiner Emeritierung an der TU Braunschweig 1974 in Köln wohnt, zieht sich 1985 von der aktiven Mitarbeit in seinem Architekturbüro zurück, das unter dem Kürzel KSP weiterhin existiert. Friedrich Wilhelm Kraemer stirbt 1990 im Alter von 82 Jahren in Köln.
Literatur: Roland Böttcher, Kristiana Hartmann, Monika Lemke-Kokkelink: Die Architekturlehrer der TU Braunschweig. Braunschweig, 1995 Dietmar Brandenburger:
Architektenporträt Friedrich Wilhelm Kraemer Olaf Gisbertz, Detlef Jessen-Klingenberg, Anne Schmedding, Karin Wilhelm: Gesetz und Freiheit. Der Architekt Friedrich Wilhelm Kraemer. Berlin 2007 Friedrich Wilhelm Kraemer: KSP Kraemer, Sieverts & Partner. Bauten und Projekte. Stuttgart, 1983 |
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.Haus Kraemer
. .Braunschweig 1937 |
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.Niedersächsische
Motorenwerke
. .Braunschweig 1936-41 |
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.NWDR-Funkhaus
. .Hannover 1950-51 |
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.Geschäftshaus
Pfeiffer & Schmidt
. .Braunschweig 1951-52 |
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.Warenhaus Flebbe
. .Braunschweig 1953-54 |
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.Unterharzer
Berg- und Hüttenwerke
. .Goslar 1957-58 |
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.Universitäts-Forum
. .Braunschweig 1959-63 |
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.Jahrhunderthalle
. .Frankfurt 1960-63 |
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.DKV-Hauptverwaltung
. .Köln 1966-69 |
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.BP-Hauptverwaltung
. .Hamburg 1968-71 |
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