Geboren am 5.4.1911 in Heidenheim 1930
- 36 Studium
an der TH Stuttgart und TH Berlin Gestorben am 6.4.1994 in Hannover
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Sein Architekturstudium beginnt er aber 1930 an der TH Stuttgart bei Paul Schmitthenner, deren konservative "Stuttgarter Schule" im Gegensatz zu den Bauhaus-Idealen steht. Eine gewisse oppositionelle Haltung drückt Oesterlen in der Verwendung der bauhaus-Schrift anstelle der Sütterlin-Schrift aus. Dennoch nimmt Paul Schmitthenner großen Einfluß auf die architektonische Haltung Oesterlens, insbesondere ist für ihn Schmitthenners Auffassung beispielhaft, ein Haus vom Entwurf bis zum Detail als homogenes Ganzes anzusehen. Nach dem Vorexamen schließt Oesterlen ein praktisches Büro-Jahr bei Hugo Keuerleber in Stuttgart an und wechselt 1933 an die TH Berlin-Charlottenburg. Zunächst studiert er bei Heinrich Tessenow, wechselt aber nach einem Semester zu Hans Poelzig, dem wohl bedeutendsten Architektur-Lehrer in der Weimarer Republik, bei dem auch Egon Eiermann oder Helmut Hentrich studieren. Mit der Lehrauffassung, in jedem Schüler dessen ureigene Individualität zu wecken, motiviert Poelzig Oesterlen, seine bautechnischen und skulpturalen Entwurfsansätze weiter zu entwickeln. Als einer der letzten Schüler vor Poelzigs Tod macht Oesterlen 1936 bei ihm sein Examen. Anstatt den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, schließt Oesterlen an sein Studium eine dreijährige Ausbildung zum Regierungsbaumeister an, in der er 1938 mit der Verleihung der Schinkelplakette ausgezeichnet wird. Nach Beendigung der Ausbildung schlägt er aber nicht die Beamtenlaufbahn ein, sondern findet eine Beschäftigung im Architekturbüro von Frank Beyer, mit der er dem Kriegsdienst entgehen kann. Dort ist er mit Arbeitersiedlungen für kriegswichtige Produktionsstätten beschäftigt. Bei Kriegsende flüchtet er aus dem umkämpften Berlin nach Hannover, wo seine Eltern leben, und eröffnet 1945 ein eigenes Architekturbüro. Mit dem Wiederaufbau der Marktkirche ab 1946 oder dem Neubau des Café Kröpcke, das 1948 noch vor der Währungsreform unter äußerst bescheidenen Verhältnissen vollendet wird, etabliert sich Oesterlen in Hannover als moderner Architekt. Beim Bau des NWDR-Funkhauses lernt er den Braunschweiger Architekten Friedrich Wilhelm Kraemer kennen, auf dessen Vermittlung hin er 1952 als Honorarprofessor an die TH Braunschweig berufen wird, ab 1953 als ordentlicher Professor. Gemeinsam mit Walter Henn begründen Dieter Oesterlen und Friedrich Wilhelm Kraemer die später so bezeichnete "Braunschweiger Schule", die als eine der renommiertesten Architektur-Schulen der Nachkriegsjahre in Deutschland gilt. Wesentliches Merkmal der "Braunschweiger Schule" ist die Orientierung an den Idealen des Neuen Bauens, unter Berufung auf die Funktion, die Konstruktion und die Form, die als autonome Entwurfsparameter zu beachten sind. Dabei versteht Oesterlen unter dem Begriff des Funktionalismus nicht nur rationale Kriterien, sondern auch geistige Werte wie Atmosphäre, Ausdruck oder Charakter eines Gebäudes, also einen dienenden Funktionalismus. Seinen Entwurfsansatz, daß die Architektur diese geistigen Werte versinnbildlichen soll und eine der Funktion entsprechende räumliche Atmosphäre zu schaffen habe, vermittelt Oesterlen in der Vorlesungsreihe "Das Detail im Gesamtentwurf". Von besonderer Bedeutung ist dabei die Homogenität eines Gebäudes, die Übereinstimmung der inneren und äußeren Erscheinung in Grundriß, Konstruktion und Aufriß vom Großen bis ins Kleinste. Daher besitzt in der stereometrisch-abstrakten Architektur der "Braunschweiger Schule" die Detaillierung einen hohen Stellenwert für das Erscheinungsbild. Oesterlen entwirft für die TH Braunschweig das Hochhaus der Fakultät für Bauwesen als Ersatz des kriegszerstörten Südflügels des Hauptgebäudes. Mit der symbolischen Geste der Öffnung zur Stadt und der in der Stadtsilhouette markanten Hochhausfigur stellt das Gebäude ein weithin sichtbares Fanal der "Braunschweiger Schule" dar. In zahlreichen Bauten setzt sich Oesterlen mit dem Umgang mit vorhandener historischer Bausubstanz auseinander, als dessen bedeutendster Bau das Historische Museum in Hannover gilt. Das entscheidende Mittel in der Auseinandersetzung von Alt und Neu ist für Oesterlen der "gebundene Kontrast", der etwa in der Gleichwertigkeit einer Konstruktion oder eines Materials besteht, aus dem sich eine lebendige Spannung zwischen Altem und Neuem ergibt. Dabei handelt es sich nicht um eine Wiederholung vergangener Konstruktionen und Formen, sondern um eine sinngemäße Übersetzung und Weiterentwicklung der historischen in eine zeitgemäße Architektursprache. Neben baulichen Details wie der Rasterfassade oder Flugdächern, die dem Bedürfnis der Wiederaufbaujahre nach Leichtigkeit und Transparenz entstammen, zeichnen sich Oesterlens Bauten vor allem durch eine figürliche Körperhaftigkeit aus und entsprechen mit der dadurch erzielten Gliederung des aufgelockerten Stadtraumes den städtebaulichen Gedanken der Nachkriegszeit. Trotz dieser klaren Zeitgebundenheit weisen Oesterlens Bauten kaum vordergründig modische Einflüsse auf, sondern sind aus ihren inneren Bedingungen heraus entwickelt. Seine theoretischen Entwurfsansätze und seine Auffassungen zu aktuellen Entwicklungen der Architektur veröffentlicht Oesterlen in zahlreichen Aufsätzen für verschiedene Fachzeitschriften. Mit diesen Stellungnahmen und der Professur an der TH Braunschweig bis 1976 ist Oesterlen einer der bedeutendsten deutschen Architektur-Lehrer der Nachkriegszeit. Das eigene Büro schließt er Anfang der Neunziger Jahre aus Altersgründen. Dieter Oesterlen stirbt 1994 in Hannover, der Stadt, deren moderne Gestalt nach der Kriegszerstörung wesentlich von Oesterlen, neben Architekten wie Ernst Zinsser oder Werner Dierschke, mit gestaltet ist.
Literatur: Roland Böttcher, Kristiana Hartmann, Monika Lemke-Kokkelink: Die Architekturlehrer der TU Braunschweig. Braunschweig, 1995 Frank Dengler: Bauen in historischer Umgebung. Die Architekten Dieter Oesterlen, Gottfried Böhm und Karljosef Schattner. Hildesheim, 2003 Gert Kähler: Architektenporträt Dieter Oesterlen. In: Der Architekt Heft 7-8/1987. S. 381-385 Alexander Koch: Dieter Oesterlen. Bauten und Planungen 1946-1963. Stuttgart, 1964 Dieter Oesterlen: Bauten und Texte. Tübingen / Berlin, 1992 Anne Schmedding: Dieter Oesterlen. Tradition und zeitgemäßer Raum. Tübingen / Berlin, 2011 |
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.Café Kröpcke
. .Hannover 1948 |
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.NWDR-Funkhaus
. .Hannover 1950-51 |
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.Arbeitsamt
. .Hannover 1951-52 |
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.Fakultät für
Bauwesen
. .Braunschweig 1954-56 |
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.Christuskirche
. .Bochum 1957-59 |
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.Niedersächsischer
Landtag
. .Hannover 1957-62 |
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.Historisches
Museum
. .Hannover 1963-66 |
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.Deutscher Soldatenfriedhof
. .Futa-Paß / I 1964-67 |
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.IBM-Verwaltungsgebäude
. .Hannover 1968-69 |
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.Deutsche Botschaft
. .Buenos Aires / ARG 1980-83 |
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