Geboren am 19.3.1911 in Charlottenburg 1931
- 36 Studium
an der TH Berlin-Charlottenburg Gestorben am 4.4.1993 in Hamburg
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Während der Weimarer Republik gehört die TH Berlin-Charlottenburg zu den renommiertesten deutschen Architekturhochschulen, geprägt durch die beiden Professoren Heinrich Tessenow und Hans Poelzig. Mit seiner künstlerischen Neigung findet Trautwein dabei in Poelzig einen einfühlsamen Lehrer. Neben dessen Konzept, die freie Entwicklung seiner Studenten zu fördern, beeinflusst vor allem Poelzigs skulpturales Entwerfen Trautweins baukünstlerische Ausbildung. Als einer der letzten Studenten legt er 1936 seine Diplomprüfung bei Poelzig ab, bevor dieser aus dem Lehramt ausscheidet und kurz darauf verstirbt. Nach dem Studium findet Trautwein zunächst Beschäftigung bei der Wehrkreisverwaltung X in Hamburg und arbeitet als Bauleiter. In den folgenden Jahren ist er auch für Heeresbauämter in Bremen, Verden und Wien tätig, die im Rahmen der forcierten Aufrüstung im Dritten Reich jungen Architekten gute berufliche Perspektiven bieten. Wegen seiner Behinderung bleibt Trautwein bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs die Einberufung als Soldat erspart. Bei dem Augsburger Architekten Wilhelm Wichtendahl, der den kriegswichtigen Bau der Luftfahrt-Forschungsanstalt Ottobrunn betreut, findet Trautwein eine neue Beschäftigung. Als 1942 vor dem Erbgesundheitsgericht in München ein Prozess gegen Trautwein wegen seines verkrüppelten Arms angestrengt wird, geht er zeitweise nach Bulgarien. Der Prozess endet jedoch mit einem Freispruch, sodass er Anfang 1943 nach Deutschland zurückkehrt und in Berlin eine Anstellung im Büro von Egon Eiermann findet. Bis zum Kriegsende bleibt er dort und ist an der Planung eines Krankenhauses in Beelitz beteiligt. Vor der russischen Armee flüchtet Trautwein im Frühjahr 1945 mit seiner Familie nach Hamburg, der Heimatstadt seiner Ehefrau. Hier macht er sich nach Kriegsende mit Aufträgen für den Wiederaufbau von Wohnhäusern selbstständig. Durch die Tätigkeit im nationalsozialistischen Industriebau, der von Rudolf Lodders in der Nachkriegszeit als "Zuflucht" progressiver Architekten verklärt wird, gilt Trautwein als arrivierter Vertreter der Moderne. Gemeinsam mit gleichgesinnten Kollegen wie Bernhard Hermkes, Ferdinand Streb oder Hopp & Jäger schließt er sich 1946 zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen, die von den britischen Besatzungstruppen den Auftrag für den Bau der Grindel-Hochhäuser erhalten. Diese Wohnanlage wird zu einem Fanal des Wiederaufbaus und einer demonstrativen Abkehr vom nationalsozialistischen Bauen. Mit dem Bau von Wohnhäusern für die SAGA, die 1949 bereits den Bau der Grindel-Hochhäuser übernommen hatte, und der Beteiligung an Wettbewerben kann sich Trautwein in der Nachkriegszeit in Hamburg etablieren. Außerdem erhält er im Rahmen des Ausbaus des Hamburger U-Bahn-Netzes Aufträge für mehrere Bahnhöfe. Neben der Ausgestaltung von Tunnelhaltestellen der U1-Linie entwirft er mit den Bahnhöfen Landungsbrücken und Burgstraße auch Hochbauten, die sich mit markanten Dachformen aus ihrem baulichen Umfeld abheben. Diese Bauten sind von einer plastischen Figürlichkeit geprägt, die Trautweins Talent als Skulpteur widerspiegeln, vergleichbar der Architektur von Hans Scharoun oder Hugo Häring. Besonders bei Solitärbauten wie Bahnhöfen, dem Wasserturm Flensburg-Mürwik oder dem Hamburger Fernsehturm kommt diese Eigenschaft zum Tragen. Damit unterscheiden sich Trautweins Bauten deutlich vom strengen Rationalismus, der in der deutschen Nachkriegsarchitektur, geprägt von Helmut Hentrich, Egon Eiermann oder Friedrich Wilhelm Kraemer, vorherrscht. Auch der Entwurf von Büro- und Geschäftshäusern, einer charakteristischen Bauaufgabe dieser Zeit, bleibt mit der in den Landschaftsraum der Bille eingebetteten Hauptverwaltung des Rowohlt-Verlags in Reinbek eine Ausnahme in seinem Werk. Fritz Trautwein wird 1956 als Professor an die Hamburger Hochschule für bildende Künste berufen. Nach dem Weggang des Bauhaus-Schülers Gustav Hassenpflug übt er dort gemeinsam mit Godber Nissen einen maßgeblichen Einfluss auf die Architekturlehre aus. Als Antipode zu der funktionsorientierten Lehre von Nissen will Trautwein dabei vor allem die philosophischen Hintergründe des Entwerfens vermitteln. Um die großen Bauaufträge bewältigen zu können, die er zunehmend erhält, arbeitet er mit verschiedenen Architekten in projektbezogenen Partnerschaften zusammen und bezieht 1967 ein gemeinsames Büro mit Gustav Burmester und Egon Pauen. Zusammen mit diesen Architekten ist er an der Planung der Wohnsiedlung Osdorfer Born beteiligt, für die Trautwein Wohnhochhäuser mit skulpturaler Anmutung entwirft. Die bauliche Massierung soll eine urbane Dichte schaffen, übersteigt jedoch einen menschlichen Maßstab, woran auch Trautweins Bestreben, den Gebäuden einen individuellen Ausdruck zu verleihen, nichts ändert. Von der Kritik am Osdorfer Born und zunehmenden studentischen Unruhen an der Hochschule betroffen, scheidet er 1973 vorzeitig aus dem Lehramt aus und zieht sich allmählich ins Privatleben zurück. 1977 geht er eine Partnerschaft mit zwei langjährige Mitarbeitern ein, die zunehmend die Büroarbeit übernehmen. Nach einem Schlaganfall verstirbt Trautwein im Alter von 82 Jahren. Obwohl Fritz Trautwein im Bauboom der Nachkriegszeit quantitativ nur eine nachrangige Rolle einnahm, prägen seine Bauten mit ihrer markanten Figürlichkeit das Hamburger Stadtbild. Die grazile Leichtigkeit und die bewegte Formensprache seiner Entwürfe weisen skulpturale Qualitäten auf, die Distanz vom rationalistischen Duktus der Moderne wahren. Trautweins baukünstlerische Freiheit basiert dabei jedoch auf einem individualistischen Prinzip, das selber ein Resultat der Entwicklung der modernen Bauens ist.
Literatur: Norbert
Baues, Hedwig Heggemann: Eine Stadt braucht Luft. Bauen in Hamburg
1945-65 Sonja Hildebrand:
Egon Eiermann. Die Berliner Zeit Ralf Lange:
Hamburg. Wiederaufbau und Neuplanung 1943-1963 Axel Schildt:
Die Grindelhochhäuser. Eine Sozialgeschichte der ersten deutschen Wohnhochhausanlage
Hamburg-Grindelberg 1945-1956 |
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.Ruderclubhaus
Favorite-Hammonia
. .Hamburg 1952 |
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.Lohkamp-Siedlung
. .Hamburg 1951-53 |
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.Grindel-Hochhäuser
. .Hamburg 1946-56 |
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.Rowohlt-Verlag
. .Reinbek 1957-60 |
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.U-Bahnhof Landungsbrücken
. .Hamburg 1959-60 |
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.Wasserturm
Mürwik
. .Flensburg 1960-61 |
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.UKE-Frauenklinik
. .Hamburg 1959-63 |
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.Heinrich-Hertz-Turm
. .Hamburg 1965-68 |
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.Wohnhochhäuser
Osdorfer Born
. .Hamburg 1967-69 |
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.Hochschule
für Musik
. .Hamburg 1970-73 |
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