Geboren am 28.10.1890 in Berlin 1911
- 21 Studium
an der TH Hannover, München, Danzig, Berlin Gestorben am 15.4.1957 in Hamburg
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Mit dem Chilehaus entsteht mitten in der Inflationszeit nach dem 1. Weltkrieg ein Bau, der mit seiner Schiffsmetapher für Hamburg zu einem Symbol für den erneuten wirtschaftlichen Aufstieg der Stadt durch Wiederaufnahme transkontinentaler Handelsbeziehungen wird. Nach Fertigstellung des Chilehauses verläßt Dyrssen zusammen mit seinem Kollegen Peter Averhoff das Büro Högers, um ein gemeinsames Architekturbüro zu eröffnen. Während Peter Averhoff vorrangig Bauleitungsaufgaben übernimmt, zeichnet Friedrich Dyrssen als kreativer Kopf des Büros für die Entwürfe verantwortlich. Als ersten Auftrag können sie die Inneneinrichtung des Überseeclubs im Haus der Patriotischen Gesellschaft ausführen. Durch weitere Aufträge über Kontakte vom Bau des Chilehauses, wie für das Atelierhaus für Richard Kuöhl, von dem die Chilehaus-Plastiken stammen, können sich Dyrssen & Averhoff in Hamburg etablieren. Erfolgreich beteiligen sie sich auch an Wettbewerben wie dem Messehaus-Wettbewerb 1925 oder dem Flughafen-Wettbewerb 1927, bei dem sie nach Gewinn des 1. Preises mit der Bauausführung beauftragt werden. Das Flughafengebäude zeichnet sich durch eine zum Flugfeld hin gebogenen Grundform aus, die auch große internationale Beachtung erfährt und zum Vorbild zahlreicher weiterer Flughafenanlagen wird. Neben dem Flughafenbau zählen überwiegend Privatwohnhäuser und Wohnheime zu den Tätigkeitsfelder des Büros in der Weimarer Republik, während sie im Gegensatz zu den meisten anderen Hamburger Architekten wie Karl Schneider, Berg & Paasche oder Bensel & Kamps an den von Fritz Schumacher koordinierten kommunalen Wohnungsbauprojekten nicht beteiligt sind. Die Architektur von Dyrssen & Averhoff ist zunächst noch durch den Einfluß des Chilehauses expressionistisch geprägt und nähert sich gegen Ende der Zwanziger Jahre dynamisierenden Gestaltungstendenzen des Internationalen Stils an. Gegenüber dem kargen Kubismus der Neuen Sachlichkeit bewahren Dyrssen & Averhoff aber Distanz. Der für das Hamburger Bauschaffen in der Weimarer Republik obligatorische Backstein prägt auch die Bauten von Dyrssen & Averhoff, für die der Backstein aber zu keinem speziellen Gestaltungsmotiv, wie es bei Fritz Höger der Fall ist, wird. Seit Ende der Zwanziger Jahre ist Friedrich Dyrssen Vorsitzender der Hamburger BDA-Landesgruppe, der nach der nationalsozialistischen Gleichschaltung 1933 in die Reichskammer der bildenden Künste überführt wird. In dieser Funktion als Landesvorsitzender obliegt Dyrssen der Ausschluß nichtarischer Architekten wie Felix Ascher, Robert Friedmann oder Block & Hochfeld aus dem Verband, wobei er sich um kollegialen Anstand und eine Vermittelung der Betroffenen als Angestellte bemüht. Auch unter dem nationalsozialistischen Regime können Dyrssen & Averhoff in Hamburg, anders als prominente Vertreter des Neuen Bauens wie Karl Schneider oder Gustav Oelsner, kontinuierlich weiter arbeiten. Mit der Verwendung von Heimatschutzelementen adaptieren sie nationalsozialistische Gestaltungsideale, die eine an die heimatliche Scholle gebundene Architektur fordern. Von Konstanty Gutschow werden Dyrssen & Averhoff nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, an dem sich Friedrich Dyrssen wegen einer alten Kriegsverletzung nicht beteiligt, zu Planungsaufgaben für die Umgestaltung Hamburgs herangezogen. Neben Bomhoff & Schöne, Max Paasche oder Georg Wellhausen zählen Dyrssen & Averhoff zum erweiterten Mitarbeiterkreis Gutschows und werden mit Gutachten und Wettbewerben als auch mit Instandsetzungsmaßnahmen oder dem Bau von Hochbunkern im Rahmen des Bunkerbauprogramms beauftragt. Bereits seit Mitte der Dreißiger Jahre zählen Wohnungsbauvorhaben in Hamm, Finkenwerder und Barmbek-Nord zu den Schwerpunkten des Büros. So werden Dyrssen & Averhoff 1940 auf Vorschlag von Konstanty Gutschow als DAF-Vertrauensarchitekten ernannt, die dem Wohnungsbauunternehmen SAGA als Berater in städtebaulichen und technischen Fragen zur Seite gestellt werden. Auch nach Ende des Zweiten Weltkriegs erhält das Büro dadurch Aufträge für den Wiederaufbau und Neubau von SAGA-Wohnhäusern. Durch den Bau der Frohe-Botschafts-Kirche am Dulsberg wird der Kirchenbau zu einem weiteren Aufgabenfeld des Büros. In seinen Kirchenbauten strebt Friedrich Dyrssen nach schlichten, ehrlichen Bauformen, die der Funktion der Kirche als einem Ort entsprechen, an dem die ewige Wahrheit verkündet werden soll. Nach Kriegsende beteiligen sich Dyrssen & Averhoff auch an städtebaulichen Wettbewerben für Kiel, Lübeck oder Hamburg. Nach dem Tod von Peter Averhoff 1954 arbeitet Dyrssen zunächst alleine weiter und nimmt 1955 Gert Johannsen, ein Absolvent der Hamburger Hochschule für bildende Künste, als neuen Partner auf. Nach einer Gallenoperation verstirbt Friedrich Dyrssen 1957 im Alter von 66 Jahren, das Büro wird von seinem Partner Gert Johannsen weitergeführt. Neben Max Paasche, Hermann Schöne oder Walther Hinsch gehört Dyrssen zu jenen Hamburger Architekten, die, anders als prominentere Vertreter des Neuen Bauens, kontinuierlich auch über die Jahre des Nationalsozialismus weiter arbeiten konnten. So zeigt sich in Dyrssens Werk eine typische Entwicklung des stilistischen Ausdrucks über den Expressionismus, das Neue Bauen und Einflüsse heimatgebundener Baukunst, ohne jedoch eine nachhaltige Prägung durch eine dieser Phasen erfahren zu haben.
Literatur: Der Architekt Heft 6/1957, S. 213 Nicola Haß: Studien zu Leben und Werk des Architekten Friedrich Dyrssen (1890-1957). Magister-Arbeit, Kiel 1994
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.Max-und-Mathilde-Bauer-Stift
. .Hamburg 1925-26 |
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.Atelierhaus
Kuöhl
. .Hamburg 1926-27 |
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.Flughafen-Empfangsgebäude
. .Hamburg 1927-29 |
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.AOK-Verwaltungsgebäude
. .Wandsbek 1928-29 |
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.Haus Radicke
. .Harburg 1929-30 |
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.HJ-Heim Martinistraße
. .Hamburg 1936 |
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.Frohbotschaftskirche
Dulsberg
. .Hamburg 1936-37 |
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.Wohnsiedlung
Ostfrieslandstraße
. .Hamburg 1938-41 |
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.Hochbunker
Bornplatz
. .Hamburg 1941-42 |
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.Christ-König-Kirche
Lokstedt
. .Hamburg 1954-56 |
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