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. . . Friedrich Ostermeyer. 1884 - 1963

Portrait Friedrich Ostermeyer

Geboren am 24.8.1884 in Danzig

1907 - 10 Studium an der TH Karlsruhe
1911 Gründung des eigenen Architekturbüros in Altona
1914 - 18
Soldat im Ersten Weltkrieg
1934 - 63 Büropartnerschaft mit Paul Suhr
1939 - 43 Soldat im Zweiten Weltkrieg
1945 - 47 Mitglied im Arbeitssausschuß Stadtplanung in Hamburg

Gestorben am 24.6.1963 in Hamburg

 

 


Friedrich Richard Ostermeyer wird in Danzig geboren, wo sein Vater Pastor an der Katharinen-Kirche ist. Nach Beendigung der Schulzeit arbeitet er ein Jahr lang als Maurer, bevor er an der Bauschule in Königsberg ein Architekturstudium beginnt. 1907 wechselt er nach Karlsruhe, wo seit jenem Jahr Friedrich Ostendorf lehrt, ein charismatischer Lehrer, der mit seiner individuellen Architekturtheorie nachhaltigen Einfluß auf Ostermeyer ausübt. Ostendorf propagiert die Rückbesinnung auf eine einfache, am Klassizismus orientierte Bauweise und auf traditionelle Bauformen, eine der grundlegenden Forderungen in der Reformbewegung am Anfang des 20. Jahrhunderts. Bei Ostendorf absolviert Ostermeyer 1910 sein Examen und macht im Anschluß daran eine ausgedehnte Studienreise durch Italien sowie durch Deutschland, wo er in mehreren Architekturbüros tätig ist. Bereits 1911 kann er in Altona das Büro Schaar & Hinzpeter übernehmen, weshalb sich Ostermeyer in der Hamburger Nachbarstadt niederläßt.

Mit dem Bau von Ein- und Mehrfamilienhäusern in den Elbvororten kann sich Ostermeyer dort rasch etablieren. Dabei weisen seine frühen Bauten mit Putzfassaden und Mansarddächern Merkmale auf, die noch deutlich von süddeutschen Vorbildern geprägt sind. Beeinflußt von der in Schleswig-Holstein stark ausgeprägten Heimatschutzbewegung und derem namhaftesten Vertreter in Altona, dem Leiter der Baupflegekommission Werner Jakstein, wandelt sich Ostermeyers Architektur allmählich und weist eine verstärkte Orientierung an regionalen Bautraditionen auf, insbesondere mit der Verwendung des Backsteins als Fassadenmaterial. Einen wesentlichen Impuls gibt ihm dabei eine Reise nach Dänemark 1912, wo er die Bauten der sogenannten Nationalromantischen Bewegung kennen lernt, die in der Rückbesinnung auf traditionelle Bauformen eine eigene architektonische Identität sucht. Auch nach dem Ersten Weltkrieg, an dem sich Ostermeyer als Soldat beteiligt, kann er an diesen Entwicklungen anknüpfen und ist mit Wohnungsbauten an der Altonaer Gartenstadt Steenkamp oder der Kleinwohnsiedlung in Hamburg-Berne beteiligt. Mit diesen Projekten, die dem Ideal der Gesundung der Wohnbedingungen in der Großstadt verpflichtet sind, begründet Ostermeyer seinen Ruf im genossenschaftlichen Wohnungsbau.

Zur Behebung der gravierenden Wohnungsnot nach dem ersten Weltkrieg, speziell des Mangels an Kleinwohnungen, initiieren Altona und Hamburg unter Leitung ihrer Baudirektoren Gustav Oelsner und Fritz Schumacher in den Zwanziger Jahren große, staatlich geförderte Wohnungsbauprogramme, an denen Ostermeyer führend beteiligt ist. So ist er unter anderem in der Jarrestadt, Barmbek-Nord oder auf der Veddel mit Wohnblöcken vertreten. Seine Großwohnblöcke, mit denen sich Ostermeyer zu einem prägenden Architekten des kommunalen Wohnungsbaus im Hamburger Raum entwickelt, weisen komplexe Strukturen mit einer differenzierten Raumbildung und sozialen Gemeinschaftseinrichtungen auf. Gestalterisch dominiert dabei der Backstein, den Ostermeyer in den frühen Zwanziger Jahren noch zu expressionistischen Applikationen verwendet. Mit strenger und sachlicher werdenden Formen wendet er sich aber immer stärker Prinzipien des Neuen Bauens zu, dem im Hamburger Raum durch Karl Schneider und Gustav Oelsner zum Durchbruch verholfen wird. Charakteristisch für Ostermeyers Wohnblöcke bleibt, bei aller Modernität, eine virtuose, handwerklich geprägte Behandlung des Backsteins und eine daraus resultierende optische Schwere, die die traditionalistische Herkunft seiner Architekturauffassung widerspiegelt.

Durch die Weltwirtschaftskrise kommt ab Anfang der Dreißiger Jahre der öffentlich geförderte Wohnungsbau annähernd zum Erliegen, wodurch auch Ostermeyer stark betroffen ist. So bilden in den Dreißiger Jahren wieder Einfamilienhäuser das Hauptaufgabenfeld des Büros, in das Ostermeyer ab 1934 Paul Suhr als Partner aufnimmt. Die Formensprache dieser Einfamilienhäuser, durch Steildächer und traditionelle Details geprägt und damit auch politisch opportun, nimmt wieder verstärkten Anklang an die frühen Reformbestrebungen seiner Studienjahre, wie es ähnlich auch bei Paul Frank oder Carl Gustav Bensel zu erkennen ist. Als Freiwilliger nimmt Ostermeyer trotz des Alters von bereits 55 Jahren am Zweiten Weltkrieg teil. Nach einer schweren Kriegsverletzung mit dem Verlust eines Auges wird er 1943 als kriegsuntauglich entlassen und zum Oberst der Reserve ernannt, ihm wird die Leitung der Wehrmachts-Ausbildungsstätte in Hamburg-Hochkamp übertragen. Daneben wird er durch Konstanty Gutschow mit Planungen für den Wiederaufbau Hamburgs beauftragt, primär bei der Entwicklung von Siedlungsstrukturen, die mit städtebaulicher Auflockerung und dem Prinzip der NS-Ortsgruppe als Siedlungszelle sowohl fachlichen als auch politischen Motiven folgen. Gleichwohl steht das Ideal der Auflockerung ebenso in der Entwicklungslinie städtebaulicher Gesundung des Wohnsiedlungsbaus in der Weimarer Republik, für den Ostermeyer einer der bedeutendsten noch verbliebenen Vertreter in Hamburg ist.

Nicht zuletzt durch dieses Renommee übersteht er die Entnazifizierung nach Ende des Zweiten Weltkriegs weitgehend unbelastet. Die unter Gutschow begonnene Wiederaufbauplanung kann Ostermeyer im Arbeitsausschuß Stadtplanung fortsetzen und ist ab 1946 als Leiter der Planstube für die Erstellung eines Generalbebauungsplanes verantwortlich, der die von Konstanty Gutschow erstellten Planungen fortschreibt. So findet sich neben der Auflockerung des Stadtgebiets in Siedlungszellen auch die Anlage einer Ost-West-Straße durch die Hamburger Innenstadt in dem Plan wieder. Schon seit den frühen Nachkriegsjahren ist Ostermeyers Büro mit dem Wiederaufbau seiner Wohnblöcke aus der Weimarer Republik wieder gut beschäftigt. Nach der Konsolidierung der westdeutschen Bauwirtschaft mit der Währungsreform 1948 kann Ostermeyer auch in den Fünfziger Jahren wieder eine umfangreiche Bautätigkeit entwickeln, wobei neben dem Wohnungsbau zahlreiche Kirchen und Bauten für kirchliche Einrichtungen den Schwerpunkt bilden. Wieder ist es der Backstein, sowohl der rote norddeutsche als auch der gelbe skandinavische, der den Ausdruck seiner Bauten prägt. Dabei bleibt Ostermeyer speziell in den Baudetails einer konservativen Handwerklichkeit verhaftet, die eine merkliche Distanz zu den modernen, an internationalen Vorbildern orientierten Architekturtendenzen der Nachkriegsjahre wahrt.

Bis zu seinem Tode im Jahr 1963 ist Ostermeyer aktiv in seinem Büro involviert, das von seinem Partner Paul Suhr weiter geführt wird. Sein über vier politische Systeme hinweg konstantes Bauschaffen ist nicht zuletzt in seiner grundlegend konservativen Architektur begründet. Vor diesem Hintergrund erscheinen seine Wohnungsbauten aus den Zwanziger Jahren als eine aus seinem architektonischen Oeuvre herausragende Ausnahmeerscheinung, die aber Ostermeyers bedeutendste Leistung darstellen.


Januar 2004

Literatur:

Olaf Bartels: Altonaer Architekten - eine Stadtbaugeschichte in Biographien. Hamburg, 1997

Ralf Lange: Hamburg. Wiederaufbau und Neuplanung 1943-1963. Königstein 1994

Reihenhäuser Dürerstraße. Altona 1911-12
. .Reihenhäuser Dürerstraße
. .Altona 1911-12
Ledigenheim Steenkamp-Siedlung. Altona 1919-21
. .Ledigenheim Steenkamp-Siedlung
. .Altona 1919-21
Wohnhaus Pinneberger Chaussee. Altona 1924-26
. .Wohnhaus Pinneberger Chaussee
. .Altona 1924-26
Otto-Stolten-Hof. Hamburg 1927-28
. .Otto-Stolten-Hof
. .Hamburg 1927-28
Friedrich-Ebert-Hof. Altona 1928-29
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. .Altona 1928-29
August-Bebel-Hof. Braunschweig 1929-31
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. .Braunschweig 1929-31
Haus Peters. Hamburg 1934-35
. .Haus Peters
. .Hamburg 1934-35
Wohnhaus Hohenzollernring. Altona 1935-36
. .Wohnhaus Hohenzollernring
. .Hamburg 1935-36
Wohnsiedlung Rübenkamp. Hamburg 1949-51
. .Wohnsiedlung Rübenkamp
. .Hamburg 1949-51
St. Jacobi-Hof. Hamburg 1954-55
. .St. Jacobi-Hof
. .Hamburg 1954-55