Am 26. Oktober 1909 wurde die Mönckebergstraße eingeweiht und dem Verkehr übergeben. 2009 jährt sich dieses Ereignis zum 100. Mal. Während der Kaiserzeit stellte sie das Kernstück im Prozess der Citybildung in Hamburg dar. Der Wandel des historischen Stadtbildes in jener Zeit, der durch die Cholera-Epidemie 1892 erheblich beschleunigt wurde, spiegelt sich im Erscheinungsbild dieses Straßenzugs wieder. In funktionaler, städtebaulicher als auch architektonischer Hinsicht wurde die Mönckebergstraße im frühen 20. Jahrhundert für Hamburg zu einem Katalysator der Moderne.

Seit dem späten 19. Jahrhundert befand sich das Hamburger Stadtbild im Umbruch, es entstanden die Speicherstadt oder Straßendurchbrüche wie die Wexstraße, die Colonnaden und die Kaiser-Wilhelm-Straße. Der Hamburger Senat ergriff jedoch erst nach der Cholera-Epidemie 1892 die Initiative, eine umfassende Sanierung der Gängeviertel in der Innenstadt durchzuführen. Um die Jahrhundertwende wurden mit dem Rathaus und dem Hauptbahnhof zwei neue Fixpunkte der entstehenden City fertiggestellt. Die Mönckebergstraße, angelegt als Durchbruchstraße im Gängeviertel der nördlichen Altstadt, verbindet diese beiden Pole wie eine Starkstromleitung des öffentlichen Lebens. Unter städtebaulicher Leitung von Fritz Schumacher und einer Sachverständigenkommission wird die Durchbruchstraße von 1908 bis 1915 mit modernen Büro- und Geschäftshäusern nach Entwürfen der Architekten Franz Bach, Carl Gustav Bensel, Fritz Höger und Henry Grell bebaut, die der Straße ein einheitliches Erscheinungsbild verleihen.

Im Rahmen des Hamburger Architektursommers 2009, der von Ende Mai bis Mitte September 2009 läuft, findet die Ausstellung "100 Jahre Mönckebergstraße" statt. Vom 14. August bis zum 15. September werden im Galerie-Raum im Levante-Haus, Mönckebergstraße 7, die Geschichte und der Werdegang der Mönckebergstraße präsentiert. Die Ausstellung wird durch eine Vortragsreihe begleitet, in der im Wochenrhythmus vier Referenten wesentliche Themen der Ausstellung aufgreifen und detailliert beleuchten. Die Termine:

Freitag, 14.8.2009, 19 Uhr:
Jan Lubitz: "100 Jahre Mönckebergstraße - Dokument einer Stadt im Wandel"

Mittwoch, 19.8.2009, 19 Uhr:
Dirk Schubert: "Eine 'Weltstadtstraße' für Hamburg"

Mittwoch, 26.8.2009, 19 Uhr:
Ralf Lange: "Das Kontorhaus im Stadtbild des modernen Hamburg"

Mittwoch, 2.9.2009, 19 Uhr:
Fank Pieter Hesse: "Die Mönckebergstraße als Denkmal"

Parallel erscheint im August 2009 im Junius Verlag das Buch "Die Mönckebergstraße. Hamburgs Weg zur Großstadt".

Mai 2009

Literatur:

Architekten-Arbeitsgemeinschaft Robert und Trix Haussmann, Patschan-Werner-Winking:
Gestaltungsrahmen Mönckebergstraße - Spitalerstraße
Hamburg 1987

Hermann Hipp:
Wie eine Starkstromleitung: Die Mönckebergstraße
In: Volker Plagemann: Industriekultur in Hamburg, S. 36-39

Dirk Schubert:
"International und heimatlich zugleich". Die Mönckebergstraße. Planung und Bau einer "Weltstadtstraße" für Hamburg
In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte, Band 76, 1990, S. 117-144

Fritz Schumacher:
Das Entstehen einer Großstadt-Straße (Der Mönckebergstraßen-Durchbruch)
Braunschweig, Hamburg 1922