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. . . Hanns Hopp. 1890 - 1971

Portrait Hanns Hopp

Geboren am 9.2.1890 in Lübeck

1909 - 13 Studium an der TH Karlsruhe und TH München
1919 - 26 Architekt des Baubüros der Ostmesse Königsberg
1926 - 44
Büro-Partnerschaft mit Georg Lucas
1946 - 49 Direktor der Werkkunstschule Burg Giebichenstein in Halle
1951 - 57 Leiter der Meisterwerkstatt II der Deutschen Bauakademie
1952 - 66 Präsident des ostdeutschen BDA

Gestorben am 21.2.1971 in Ost-Berlin

 

 


Karl Gustav Hans Hopp wird in Lübeck geboren, wo sein Vater während der Gründerzeit erfolgreich als Bauunternehmer tätig ist. Hopps künstlerisches Talent wird schon während der Schulzeit auf dem Lübecker Realgymnasium von seinem Zeichenlehrer gefördert, so daß er nach dem Abitur ein Architektur-Studium aufnimmt. Seinem Cousin folgend, geht er zunächst nach Karlsruhe, wo Friedrich Ostendorf und Hermann Billing die Architekturlehre prägen. Nach dem Vordiplom und einem Praktikum bei den Karlsruher Absolventen Curjel & Moser in St. Gallen wechselt Hopp 1911 nach München. Der dort seit 1908 tätige Architekturprofessor Theodor Fischer zählt mit seiner Lehre von der Beachtung regionaler Bauweisen und der Abkehr vom Nachahmen historischer Stilformen zu den wichtigsten Pionieren des architektonischen Aufbruchs im frühen 20. Jahrhundert. Auch Hopp wird von Fischer entscheidend beeinflußt, insbesondere durch dessen Methodik, individuelle künstlerische Ansätze seiner Schüler zu fördern und ihnen ein Gefühl für Maße und Proportionen zu vermitteln. Daneben vertieft Hopp in München sein Interesse an Malerei auch durch den Besuch einer privaten Malschule.

Nach seinem Diplom in München geht Hopp im November 1913 als Architekt in das Hochbauamt im ostpreußischen Memel. Bereits im Sommer des folgenden Jahres wechselt er in das Stadterweiterungsamt von Königsberg, der Metropole Ostpreußens. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum Militär einberufen, arbeitet Hopp dort als Pionier im Bereich des Brücken- und Straßenbaus. Bei seiner Rückkehr nach Königsberg Anfang 1919 läßt er sich in das Baubüro der Deutschen Ostmesse versetzen, dessen Leitung er zwei Jahre später übernimmt. Erfolgreich etabliert die Stadtverwaltung mit der Ostmesse Königsberg als Handelsmetropole im östlichen Baltikum, um die wirtschaftliche Entwicklung in der neu gebildeten territorialen Exklave des deutschen Reichs zu fördern. Dementsprechend kann Hopp mit dem Ausbau der Ostmesse auch in den Jahren der Inflation große Neubauten realisieren, mit denen er sich als Architekt einen Namen machen kann. Dabei folgt er den aktuellen architektonischen Tendenzen, allen voran dem Expressionismus, der in seinen Entwürfen als künstlerischer Ausdruck des Stilwandels der neuen Zeit Verwendung findet.

Als nach dem Aufbau der Ostmesse größere Bauaufträge ausbleiben, gründet Hopp 1926 gemeinsam mit seinem Stellvertreter aus dem Messeamt, Georg Lucas, ein eigenes Architekturbüro in Königsberg. Während Lucas für die Bauleitung und finanzielle Angelegenheiten verantwortlich zeichnet, stammen die Entwürfe des Büros allesamt von Hopp. Durch persönliche Kontakte zu den politisch Verantwortlichen der Stadt erhält das Büro zahlreiche repräsentative Aufträge und steigt damit neben Kurt Frick oder Fritz Schopohl zu einem der führenden Architekturbüros in Ostpreußen auf. Die kubistische Formensprache des Neuen Bauens dominiert fortan die Bauten von Hopp & Lucas, womit sie zu den wichtigsten Exponenten der modernen Architektur in der ostdeutschen Provinz zählen. Daneben engagiert sich Hopp auch als Vorsitzender des Kunstgewerbevereins und organisiert Ausstellungen moderner Kunst. Durch den Einbruch der Bauwirtschaft infolge der Weltwirtschaftskrise brechen ab 1930 die großen städtischen Aufträge weg, woraufhin das Büro sein Auskommen im Bau privater Wohnhäuser sucht. Auch in diesem Bereich steigen Hopp & Lucas in den dreißiger Jahren rasch zu einem der führenden Königsberger Büros auf.

Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wird Hopp politisch diffamiert und angefeindet, hauptsächlich wegen seiner Bevorzugung bei staatlichen Bauaufträgen. Aufgrund seiner freiberuflichen Position entstehen daraus aber keine gravierenden Folgen, da er nach der Aufnahme in die Reichskammer der Bildenden Künste den Architektenberuf weiterhin ausüben kann. Zwar erhält das Büro während des Dritten Reichs keine staatlichen Aufträge mehr, kann sich durch den Bau von Ein- und Mehrfamilienhäusern aber konsolidieren. Diese Privatwohnhäuser zeichnen sich durch die Adaption einer politisch opportunen Formensprache aus, die gleichsam auf Idealen einer traditionalistischen Moderne basiert, wie sie von Hopps Lehrern Friedrich Ostendorf oder Theodor Fischer geprägt worden ist. Mit Beginn des 2. Weltkriegs wird Hopp erneut zum Militär eingezogen, im November 1940 wird er jedoch für den Dienst in der Landesplanungsstelle Königsberg unabkömmlich gestellt. Von dort wechselt er 1943 als Bauleiter zu einer Betonfirma und nutzt deren Dresdener Filiale Ende 1944 als Anlaufstelle für seine Flucht aus Ostpreußen vor der anrückenden Roten Armee. Unmittelbar nach Kriegsende entwirft Hopp einen ersten Aufbauplan für Dresden, den er als utopische Vision mit Hochhäusern und großzügigen Verkehrsachsen ohne Rücksicht auf den verbliebenen historischen Bestand gestaltet. Infolge dessen wird ihm 1946 ein Lehrauftrag an der wiederbelebten Hochschule für Werkkunst in Dresden erteilt.

Nur wenige Monate später wird Hopp zum Direktor der Werkkunstschule Burg Giebichenstein in Halle ernannt. Dort bemüht sich Hopp, in seinem Lehrkonzept handwerkliche und künstlerische Aspekte zu vereinen und der Schule damit ein an Idealen des Weimarer Bauhauses orientiertes Profil zu verleihen. Durch Hans Scharoun wird Hopp auch für die Mitarbeit am Institut für Bauwesen an der Berliner Akademie der Wissenschaften hinzugezogen und gelangt dadurch allmählich in die oberste Ebene des Planungs- und Bauwesens der sich 1949 firmierenden DDR. 1951 übernimmt er mit Gründung der Deutschen Bauakademie neben Hermann Henselmann und Richard Paulick die Leitung einer Meisterwerkstatt und erhält damit Aufträge für repräsentative staatliche Neubauten wie das Kulturhaus der Maxhütte oder die Hochschule für Körperkultur. Insbesondere mit dem Entwurf eines Wohnblocks an der Stalinallee kann Hopp das architektonische Erscheinungsbild der DDR unter Berufung auf nationale Bautraditionen entscheidend beeinflussen. Dabei steht für ihn vor allem die Architektur Karl Friedrich Schinkels bezüglich Gliederungs- und Proportionsregeln klassizistischer Baukunst als Vorbild Pate. Auch nach seiner Emeritierung 1957 bleibt Hopp als Präsident des ostdeutschen BDA und Jurymitglied mehrerer Wettbewerbe als Grandseigneur der Architektur in der DDR prägend an ihrer weiteren Entwicklung beteiligt.

Als Architekt im politisch bewegten 20. Jahrhundert durchlebt Hopp vier unterschiedliche deutsche Staatssysteme. Architektonisch reagiert er auf diese wechselhaften gesellschaftlichen Bedingungen durch baukünstlerische Freiheit, die sich gestalterisch den jeweils aktuellen Tendenzen anzupassen weiß, ohne einzelne Stilformen als allgemeingültig anzuerkennen. Vor allem als Architekt in der DDR sucht Hopp die Reflektion der neuen, politisch motivierten Verhältnisse, um sich an der Vision von einer besseren Gesellschaft beteiligen zu können. Er stirbt im Alter von 81 Jahren in Ost-Berlin.


Februar 2006

Literatur:

Eugen Kurt Fischer: Neue Werkkunst. Hanns Hopp. Berlin, Leipzig, Wien 1929

Roland Jaeger, Gabriele Wiesemann: Neue Werkkunst. Hanns Hopp. Berlin 1998 (Reprint von 1929)

Hermann Schmitz: Zu den Arbeiten des Architekten Dipl.-Ing. Hanns Hopp, Königsberg. In: Neue Baukunst 3/1925

Gabriele Wiesemann: Hanns Hopp 1890-1971. Königsberg, Dresden, Halle, Ost-Berlin. Eine biographische Studie zu moderner Architektur. Schwerin 2000

Gabriele Wiesemann: Harmonie und Kontrast: Hanns Hopp. In: Der Architekt 6/2000, S. 52-56

Flughafen Devau. Königsberg 1921-22
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Stalin-Allee Wohnblock E. Ost-Berlin 1952-53
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