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. . . Franz Bach . . 1865 - 1935

Portrait Franz Bach

Geboren am 3.6.1865 in Langendorf

ca. 1882 - 85 Studium an der Baugewerkeschule Leipzig
ca. 1886 Übersiedlung nach Hamburg
ca. 1886 - 91 Mitarbeiter in verschiedenen Hamburger Architekturbüros
1891 Gründung des eigenen Architekturbüros in Hamburg
1904 Gründung der ersten Bauherrengemeinschaft
1914 Büropartnerschaft mit Max Bach

Gestorben am 16.10.1935 in Hamburg

 

 

Franz Albert Bach wird als Sohn einer Bauernfamilie in Langendorf in der preußischen Provinz Sachsen geboren. Seiner musikalischen Begabung folgend, möchte er zunächst Kantor werden, entscheidet sich jedoch schließlich für eine handwerkliche Ausbildung. Im nahe gelegenen Weißenfels nimmt Bach eine Maurerlehre auf, die er während der Wintermonate durch den Besuch der Sächsischen Baugewerkeschule in Leipzig vertieft. Den Absolventen dieser Bauschule werden Kenntnisse über die Verwendung moderner Baustoffe sowie behördliche Vorschriften vermittelt, um die praktischen Erfahrungen auf der Baustelle durch technisches Wissen zu ergänzen. Eine derartige duale Ausbildung ist im späten 19. Jahrhundert für viele angehende Baumeister, die sich ein akademisches Hochschulstudium nicht leisten können, ein üblicher Weg zum Architektenberuf. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage in der ländlich geprägten Saale-Unstrut-Region entschließt sich Franz Bach nach Abschluss seiner Lehrzeit, nach Amerika auszuwandern. Nach der Geburt seines Sohnes Max im Jahre 1885 zieht er mit seiner Familie nach Hamburg, um ein Auswandererschiff zu besteigen.

Aufgrund der prosperierenden Bauwirtschaft in der Hansestadt bleibt Bach jedoch in Hamburg und arbeitet als Bautechniker in mehreren Architekturbüros. Mit dem Bau der 1888 eingeweihten Speicherstadt erlebt Hamburg einen enormen städtebaulichen Wandel, in dessen Folge zahlreiche Kontorhäuser entstehen, Büro- und Geschäftshäuser mit modernen Skelettkonstruktionen. Im Rahmen seiner Beschäftigung bei Architekten wie dem renommierten Kontorhaus-Baumeister Carl Elvers lernt Bach diese neuartige Bauaufgabe bereits in einem frühen Entwicklungsstadium kennen. 1891 erwirbt Franz Bach das Hamburger Bürgerrecht und eröffnet ein eigenes Architekturbüro. Seine ersten Aufträge erhält er für den Bau von Etagenwohnhäusern, mit denen während der Kaiserzeit die Vororte der expandierenden Metropole bebaut werden. Vor allem in den Stadtteilen Eilbek, Hohenfelde und Eimsbüttel entstehen mehrere Mietskasernen nach seinen Entwürfen. Mit diesen Bauprojekten entdeckt Bach die wirtschaftlichen Potentiale, die sich für Unternehmer durch die Konversion von Vorstadtgebieten in stark verdichtete Neubauquartiere ergeben. Durch dieses Bauspekulantentum des späten 19. Jahrhunderts erfährt das Erscheinungsbild der Stadt einen tiefgreifenden Wandel.

Auch im innerstädtischen Bereich vollziehen sich mit der Anlage der Kaiser-Wilhelm-Straße 1890-93 vergleichbare Entwicklungen. Als Architekt kann Franz Bach an dieser durch ursprünglich dicht bebautes Innenstadtgebiet verlaufenden Straße einige Wohn- und Geschäftshäuser errichten. Mit repräsentativ gestalteten Neorenaissance-Fassaden entsprechen die Bauten dabei den zeitgenössischen architektonischen Konventionen, während die Grundrisse wegen der Einpassung der Bauten in das vorhandene Stadtgefüge konzeptionelle Schwächen besitzen. Infolge der Aufwertung des Stadtbereichs durch die Neubebauung rentieren sich die Häuser jedoch schnell. Vom finanziellen Erfolg der Bauten an der Kaiser-Wilhelm-Straße motiviert, sucht Bach nach Geldgebern für eigene Projekte und geht Kooperationen mit Investoren wie Jacob Alexander oder Ferdinand Schleiss ein. Franz Bach entwickelt Entwürfe für Kontorhäuser wie das Columbia-Haus oder die Klosterburg, die er beide ab 1903 auf eigene Rechnung erbauen lässt. Damitbetätigt er sich erstmals als Projektentwickler, der vom Konzept über die Finanzierung bis zur Bauausführung und der anschließenden Vermietung seine Bauprojekte begleitet.

Diese Kontorhäuser von Franz Bach sind in bestehende Altstadtquartiere mit starrem Parzellenraster eingefügt und entsprechen damit einem um die Jahrhundertwende typischen Schema. Dadurch können die Grundrisse nicht frei gestaltet werden, was die Rentabilität der Bauten einschränkt. Bach erkennt jedoch die Möglichkeiten, die sich für die Innenstadt durch den Citybildungsprozess ergeben, und konzipiert immer größere Baukomplexe. Zur Finanzierung seiner Kontorhäuser gründet er mehrere Bauherrengemeinschaften, in denen die Kapitalgeber Anteile an den späteren Mieteinnahmen der projektierten Kontorhäuser erwerben. Mit der 1904 gegründeten "Kontorhaus Friedrichshof GmbH" realisiert Bach erstmals ein Kontorhaus nach diesem Muster. Vor allem das 1907 fertiggestellte Semper-Haus ist wegweisend für die weitere Entwicklung der Hamburger City. Durch Aufkauf und Zusammenlegung zahlreicher benachbarter Parzellen gelingt es ihm, einen besonders rationalen Grundriss mit einer Stahlskelettkonstruktion zu entwickeln. In der Fassade spiegelt sich diese moderne Bauweise durch ein gleichförmiges Fensterraster wider. Durch die Gliederung mit Risaliten, Turmaufbauten und dezenten Jugendstilmotiven versucht Bach jedoch, die strenge Rationalität des Gebäudes zu überdecken. Damit bleibt er hinter fortschrittlicheren Entwürfen von Architekten wie Erich Elingius oder Henry Grell zurück.

Für die Hamburger City eröffnen sich mit der 1908-09 zwischen Rathaus und Hauptbahnhof angelegten Mönckebergstraße neue Entwicklungsperspektiven. Franz Bach erwirbt zahlreiche Baugrundstücke an der neuen Straße und lässt sie mit Kontorhäusern bebauen, die nach dem Prinzip des Semper-Hauses als frei stehende Blöcke konzipiert sind. Während er mit Natursteinfassaden architektonisch zunächst dem üblichen Kontorhausschema folgt, erhält der Domhof eine an Motiven der Hamburger Baugeschichte angelehnte Backsteinfassade mit Dachgiebeln, womit Bach frühzeitig Anregungen des neuen Baudirektors Fritz Schumacher für den neuzeitlichen Backsteinbau aufnimmt. Ab 1911 zieht Bach für die Fassadenentwürfe den Architekten Carl Gustav Bensel hinzu und beschränkt sich auf die Grundrisskonzeption. Schließlich nimmt er seinen Sohn Max Bach als Partner in das Architekturbüro auf. Während des Ersten Weltkriegs, der das Bauwesen zum Erliegen bringt, zieht sich Franz Bach aus dem Büro zurück, bleibt aber an der Konzeption neuer Bauten im Kontorhausviertel beteiligt, Hamburgs wichtigstem Stadtentwicklungsprojekt nach Kriegsende. In der jungen Weimarer Republik erwirbt Bach für seinen Sohn Franz junior ein Landgut im mecklenburgischen Stellshagen und entwirft dort das neue Gutshaus. Die konservative Architektur des Hauses entspricht den Konventionen dieses Bautyps, wahrt aber auch Distanz zur zeitgleich im Durchbruch befindlichen modernen Architektur des Neuen Bauens.

Im Alter von 70 Jahren verstirbt Franz Bach in Hamburg. Während er architektonisch noch dem Schema des Historismus des späten 19. Jahrhunderts verhaftet blieb, hat er mit seinen rational strukturierten Kontorhäusern die Entwicklung der modernen Hamburger City entscheidend mitgestaltet und gehört neben Martin Haller, Fritz Höger oder Erich Elingius zu den prägenden Architekten dieser Bauaufgabe. Als Projektentwickler steht Franz Bach exemplarisch für den Unternehmergeist der Kaiserzeit, durch den das Stadtbild neu geformt wurde.


August 2010

Literatur:

Hermann Hipp: Für Gottfried Semper
In: Architektur in Hamburg Jahrbuch 2003, S. 128-135

Carmen Krause: Franz Bach. Architekt und Unternehmer
Hamburg, 2010

Jan Lubitz: Die Mönckebergstraße. Hamburgs Weg zur Großstadt
Hamburg, 2009

Jan Lubitz: Franz Bach
In: Hamburgische Biografie, Band 5

Wohnhaus Kaiser-Wilhelm-Straße. Hamburg 1896-97
  Wohnhaus Kaiser-Wilhelm-Straße
  Hamburg 1896-97
Klosterburg. Hamburg 1903-04
  Klosterburg
  Hamburg 1903-04
Friedrichshof. Hamburg 1904-05
  Friedrichshof
  Hamburg 1904-05
Wohnhaus Schäferkampsallee. Hamburg 1904-05
  Wohnhaus Schäferkampsallee
  Hamburg 1904-05
Semper-Haus. Hamburg 1905-07
  Semper-Haus
  Hamburg 1905-07
Barkhof. Hamburg 1909-10
  Barkhof
  Hamburg 1909-10
Domhof. Hamburg 1910-11
  Domhof
  Hamburg 1910-11
Levante-Haus. Hamburg 1912-13
  Levante-Haus
  Hamburg 1912-13
Gutruf-Haus. Hamburg 1914-15
  Gutruf-Haus
  Hamburg 1914-15
Landhaus Bach. Stellshagen 1924-25
  Landhaus Bach
  Stellshagen 1924-25