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. . . Johannes Krahn. 1908 - 1974

Portrait Johannes Krahn

Geboren am 17.5.1908 in Mainz

1923 - 29 Studium in Offenbach, Köln und Aachen
1927 - 28 Meisterschüler von Dominikus Böhm
1928 - 40
Mitarbeiter bei Rudolf Schwarz in Aachen und Frankfurt
1940 - 45 Mitarbeiter bei Herbert Rimpl in Berlin
1945 Gründung des eigenen Architekturbüros in Steibis
1954 - 71 Professor an der Frankfurter Städelschule

Gestorben am 17.10.1974 in Orselina / CH

 

 


Johannes Krahn wird in Mainz geboren und besucht in Offenbach die Oberrealschule, die er nach der Obersekunda im Alter von 15 Jahren verläßt. An der Offenbacher Kunstgewerbeschule beginnt er 1923 eine Lehrzeit, die ihn ab 1924 an die Höhere Bauschule in Offenbach sowie 1927 an die Kölner Werkschule führt, wo er als Meisterschüler von Dominikus Böhm mit den Tendenzen des neuzeitlichen katholischen Kirchenbaus in Berührung kommt. In Aachen schließt Krahn an der Technischen Hochschule bei Professor Karlinger sein Studium 1929 als Ingenieur der Fachrichtung Hochbau ab. Abseits einer akademischen Architekturlehre, die in den zwanziger Jahren noch überwiegend von der Vermittlung historischer Stilformen dominiert wird, erhält Krahn in diesen Jahren eine Ausbildung, die sich durch eine Orientierung an der Werkform sowie ihre starke handwerkliche Prägung auszeichnet. Neben diesem kunstgewerblichen Aspekt ist aber insbesondere der Einfluß prägnanter Lehrpersönlichkeiten für die Architekturlehre in den zwanziger Jahren charakteristisch, und so wird Johannes Krahn in diesen Jahren wesentlich von Dominikus Böhm als auch von Rudolf Schwarz geprägt, bei dem Krahn seit 1928 tätig ist.

Gemeinsam mit Rudolf Schwarz, der seit 1927 die Aachener Kunstgewerbeschule leitet, sowie Hans Schwippert ist Krahn in einer Arbeitsgemeinschaft tätig, in der Schwarz jedoch die ideelle Führung obliegt. Mit seinen auf symbolischen Grundformen basierenden Kirchenentwürfen zählt Schwarz zu den führenden Kirchenarchitekten des 20. Jahrhunderts. Seine Kirchbaukonzepte kann er erstmals beim Bau der Fronleichnamskirche in Aachen 1928-30 umsetzen, an deren Bau Johannes Krahn beteiligt ist. Nach der politisch bedingten Demission an der Kunstgewerbeschule wechselt Schwarz 1934 nach Frankfurt, wo er gemeinsam mit Krahn das Büro weiterführt. Dort beschäftigt sich Krahn vor allem mit der Innenausstattung und Möblierung der Wohnhäuser des Büros, die sich mit ihrer konsequent rationalistischen Gestaltung den nationalsozialistischen Gestaltungsdogmen widersetzen. Als nach Beginn des Zweiten Weltkriegs die Aufträge für Privatbauten ausbleiben, findet Krahn auf Vermittlung des Architekturpublizisten Alfons Leitl eine Beschäftigung im Architekturbüro von Herbert Rimpl.

Während des Zweiten Weltkriegs umfaßt Rimpls Büro, das mit Aufträgen des Reichsluftfahrtministeriums und der Hermann-Göring-Stahlwerke zum wichtigsten Industriebaubüro des Dritten Reichs avanciert, einige hundert Mitarbeiter, darunter zahlreiche modern gesinnte junge Architekten. Krahn wird mit der Leitung einer Planungsgruppe für den Typenhausbau betraut und ist in dem europaweit agierenden Büro in Berlin als auch in Paris tätig. Durch Kontakte aus seiner Tätigkeit im Montagebaubereich bei Herbert Rimpl erhält Krahn vom Fürsten von Hohenzollern den Auftrag zur Entwicklung von Holztypenhäusern, die für erste Wiederaufbaumaßnahmen gedacht sind. Gemeinsam mit Alfons Leitl gründet Krahn kurz vor Kriegsende in Steibis am Bodensee ein Architekturbüro, um den Bau eines ersten Musterhauses zu betreuen. Mit diesen Montagebauten werden zwei Wohnsiedlungen in Frankfurt errichtet, für deren Bau Krahn nach Auflösung der Partnerschaft mit Leitl nach Frankfurt übersiedelt. Dort kann er sich mit der Wiederherstellung des Pariser Hofes als freier Architekt etablieren und setzt sich für zahlreiche Arbeitskollegen aus dem Büro Rimpls wie Max Meid, Helmut Romeick oder Gerhard Weber ein, denen er Zuzugsgenehmigungen der bi-zonalen Verwaltung verschafft.

Gemeinsam mit Rudolf Schwarz, Eugen Blanck und Gottlob Schaupp ist Krahn an der Rekonstruktion der Frankfurter Paulskirche beteiligt, die zum hundertjährigen Jubiläum der deutschen Nationalversammlung 1948 neu aufgebaut wird. Mit ihrer demonstrativ schlichten Formensprache wird die Paulskirche zu einem Symbolbau architektonischer Selbstdarstellung der jungen Bundesrepublik. In der Folge erhält Krahn eine Reihe von Aufträgen der französischen Besatzungsmacht als auch für bundesdeutsche Bauten im Ausland, die mit der Vermeidung repräsentativer Gestik und überkommener Würdeformen zum baulichen Ausdruck architektonischer Selbstbescheidung werden. Aus dem gleichen Geiste entspringen auch seine Möbelentwürfe für das Bonner Bundeshaus oder den Bundesrat als auch die Inneneinrichtung des "Salle allemande" im Pariser Sitz der UNESCO, der nach Krahns Entwurf gestaltet wird. Das Nachkriegsgesicht der Stadt Frankfurt kann Krahn als Mitglied im Städtebaubeirat der Stadt sowie mit prominenten Bauten prägen, allen voran dem Hochhaus am Bienenkorb, das zu den frühen innerstädtischen Hochhäusern Frankfurts gehört. Charakteristisch für Krahns Architektur ist eine ausgeprägte Plastizität, die sich dort bereits in den aus der Fassade hervortretenden Fenstern des Dachgeschosses abzeichnet. Vor allem ab Mitte der fünfziger Jahre werden derartige skulpturale Qualitäten zu einem Merkmal seiner Bauten.

Im Frankfurter Raum kann Krahn mehrere Kirchbauentwürfe realisieren. Während er im Grundriß dem tradierten Longitudinal-Schema folgt, ohne nach liturgisch motivierten neuen Raumformen zu streben, zeigt sich in der Materialität seiner Kirchenbauten der Einfluß von Le Corbusier. Durch den kontrastierenden Einsatz von Glas und den Baustoffen Bruchstein und Beton schafft Krahn eine Synthese von optischer Schwere und Transparenz, wodurch eine spannungsvolle sakrale Raumwirkung erzeugt wird. In gleicher Art und Weise gestaltet er auch den Wiederaufbau des Städelschen Kunstinstituts, dessen historistische Neorenaissance-Fassade Krahn zwei monolithische Eckrisalite entgegenstellt, die jedoch die Massenkomposition des Altbaus wieder vervollständigen. Bereits seit 1950 betreut er auch den Wiederaufbau der Frankfurter Städelschule, an deren Architekturklasse Krahn 1954 als Lehrer berufen wird. Von 1965 bis 1970 steht er der Städelschule als Direktor vor und scheidet ein Jahr später aus dem Lehramt aus, in dem ihm der Frankfurter Architekt Günter Bock nachfolgt. In den siebziger Jahren geht er eine Partnerschaft mit dem Architekten Richard Heil ein und führt mit ihm zusammen das City-Hochhaus für den persischen Bankier Ali Selmi aus, das eine neue Phase des Hochhausbooms in der Frankfurter Innenstadt einleitet.

Während eines Erholungsurlaubs im Tessin verstirbt Johannes Krahn im Alter von 66 Jahren. Nach seinem Tod wird das Büro von Richard Heil weitergeführt. Neben Giefer & Mäckler, Gerhard Weber oder Otto Apel gehört Johannes Krahn zu den bedeutendsten Frankfurter Architekten nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Apologet der Nachkriegsmoderne weist er in seinem Werk das beständige Streben nach dem Gesamtkunstwerk auf, geprägt durch seine Lehrjahre während der Weimarer Republik. Damit zeichnet sich Krahn gleichsam als charakteristischer Vertreter seiner Architektengeneration aus.


September 2005

Literatur:

Baukunst und Werkform 3/1959, S. 113

Hanna Dannien-Maassen: Johannes Krahn (1908-1974). Kirchenbau zwischen Tradition und Moderne
In: DAM Jahrbuch für Architektur 1991, S. 265-269

Quelle: Archiv des BDA Hessen

Französische Botschaft. Bad Godesberg 1950
. .Französische Botschaft
. .Bad Godesberg 1950
Französisches Gästehaus. Bad Godesberg 1951
. .Französisches Gästehaus
. .Bad Godesberg 1951
Hochhaus Bienenkorb. Frankfurt 1954-55
. .Hochhaus Bienenkorb
. .Frankfurt 1954-55
Deutsches Haus der Cité Universitaire. Paris 1955-56
. .Dt. Haus der Cité Universitaire
. .Paris 1955-56
Haus Krahn. Frankfurt 1956
. .Haus Krahn
. .Frankfurt 1956
Pfarrkirche St. Wendel. Frankfurt 1956-57
. .Pfarrkirche St. Wendel
. .Frankfurt 1956-57
Kreiskrankenhaus. Riedlingen 1956-58
. .Kreiskrankenhaus
. .Riedlingen 1956-58
Deutsche Botschaft. Neu Delhi 1956-62
. .Deutsche Botschaft
. .Neu Delhi 1956-62
Städelsches Kunstinstitut. Frankfurt 1959-63
. .Städelsches Kunstinstitut
. .Frankfurt 1959-63
City-Hochhaus. Frankfurt 1973-74
. .City-Hochhaus
. .Frankfurt 1973-74