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. . . Georg Wellhausen. 1898 - 1987

Portrait Georg Wellhausen

Geboren am 9.5.1898 in Gießen

1916 - 19 Studium an der Baugewerkeschule Darmstadt
1922 - 25 Mitarbeiter bei Karl Wach in Düsseldorf
1925 - 29
Architekt im Bauamt der Ruhrknappschaft in Bochum
1929 - 40 Architekt in der Shell-Bauabteilung in Hamburg
1941 Gründung des eigenen Architekturbüros in Hamburg
1967 Büropartnerschaft mit Michael und Gabriele Wellhausen

Gestorben am 23.7.1987 in Hamburg

 

 


Georg Wellhausen wird in Gießen an der Lahn geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters an Tuberkulose beginnt Wellhausen im Alter von 15 Jahren eine Lehre im Architekturbüro von Hans Meyer. Mit finanzieller Unterstützung seines Patenonkels Georg Gail beginnt er 1916 ein Architekturstudium an der Baugewerkeschule Darmstadt, noch im gleichen Jahr zieht er aber als Freiwilliger in den Ersten Weltkrieg, wo er an der Westfront eingesetzt wird. Nach Kriegsende nimmt er sein Studium wieder auf, das er nach dem Examen ab 1920 als Meisterschüler von Arthur Wienkoop, einem Lehrer der Baugewerkeschule, fortsetzt. Zwei Jahre später findet Wellhausen eine Anstellung im Architekturbüro von Karl Wach in Düsseldorf, einem der renommiertesten Architekten im Rheinland, wo er als Bauleiter unter anderem den Bau der dortigen Kunstakademie betreut. Nach einer kurzen Beschäftigung bei August Kurhaupt wird Georg Wellhausen 1925 Mitarbeiter im Bauamt der Ruhrknappschaft in Bochum. Dort arbeitet er zunächst wieder als Bauleiter, ist aber auch an dem Entwurf und der Ausführung von Krankenhäuser der Ruhrknappschaft beteiligt.

Nach vier Jahren wechselt Wellhausen in die Bauabteilung der Rhenania-Ossag-Mineralölwerke in Düsseldorf, der heutigen Shell AG. Mit dem Umzug der Hauptverwaltung gelangt er 1930 nach Hamburg, von wo aus er mit dem Aufbau der Tankstellenorganisation beschäftigt ist. Für die Shell entwickelt er Tankstellen-Bautypen, die sich durch Analogien zu historischen Nutzbauten und den Verzicht auf übermäßige Werbebeschilderung harmonisch in die jeweiligen Ortsbilder einfügen. Das erstrebte, einheitliche Erscheinungsbild der Tankstellen, bei Verzicht auf traditionalistische Gestaltungsmotive, dient dabei auch dem Wiedererkennungswert der Marke. Neben dieser Tätigkeit entwirft Wellhausen für befreundete Familien zwei Einfamilienhäuser und nimmt auch an Wettbewerben teil, bei denen er mehrfach ausgezeichnet und schließlich 1939 mit dem Bau eines HJ-Heims in Hamburg-Bergedorf beauftragt wird. Durch Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kann der Bau jedoch nicht mehr ausgeführt werden. Wellhausen wird 1940 zum Militärdienst eingezogen und ist als Wetterdienstassistent auf dem Fliegerhorst Ludwigslust stationiert.

Um sich an den unter Konstanty Gutschow durchgeführten Planungen für die Neugestaltung Hamburgs wird Wellhausen 1941 vom Militärdienst freigestellt und gründet in Hamburg ein eigenes Architekturbüro. Als freier Mitarbeiter von Gutschow erstellt er Bebauungspläne, Gutachten und Wettbewerbsentwürfe und ist mit Instandsetzungsmaßnahmen kriegsbeschädigter Gebäude beschäftigt, die durch das ebenfalls von Gutschow geleitete Amt für kriegswichtigen Einsatz koordiniert werden. Aus diesen Tätigkeiten entwickeln sich nach Ende des Krieges zahlreiche Aufträge wie der Wiederaufbau der Hamburger Börse, den Wellhausen ab 1946 übertragen bekommt. Mit Einbauten, die durch ihre schlichte Gestaltung formal mit der klassizistischen Architektur der Börse korrespondieren, gelingt es ihm, die Anforderungen eines modernen Börsenbetriebs mit der historischen Bausubstanz zu vereinen. Neben dem Wiederaufbau der Speicherstadt durch Werner Kallmorgen zählt der Wiederaufbau der Börse damit zu den bedeutendsten Beispielen für eine feinfühlige Rekonstruktion zerstörter Bauten der Nachkriegszeit in Hamburg.

Nach einem Erfolg im Wettbewerb für den Wiederaufbau von Helgoland wird Georg Wellhausen 1952 mit der Erstellung eines Bebauungsplanes für die Insel beauftragt. In der kompakten, eng gestaffelten Bebauung nimmt er Motive der historischen Strukturen auf, die aufgrund der starken Windbelastung entstanden waren. Das durch Bombenabwürfe der Engländer nach Kriegsende enstandene Gebiet an der Südspitze der Insel, das als Mittelland bezeichnet wird, bleibt nach Wellhausens Vorschlag als Landschaftsformation erhalten, in der lediglich das Inselkrankenhaus sowie ein Altersheim gebaut werden. Mit zahlreichen Bauten prägt Wellhausen zusammen mit seinem Mitarbeiter Helmut Bunje auch architektonisch den Wiederaufbau von Helgoland, orientiert an skandinavischen Vorbildern, die sich durch die Synthese moderner und traditioneller Motive auszeichnen. So stellen etwa die farbigen Holzverschalungen der Häuser eine direkte Adaption nordischer Bauweisen dar. Zu einem besonderen Charakteristikum werden die auf Helgoland verwendeten asymmetrischen Giebelprofile, die von Wellhausen zur besseren Belichtung der engen Gassen eingeführt werden, die aber ebenso Distanz zu einer allzu traditionalistischen Gestaltung wahren. Durch seine einmalige architektonische wie städtebauliche Geschlossenheit wird der maßgeblich von Wellhausen bestimmte Wiederaufbau Helgolands zu einer herausragenden Leistung, die aber wegen ihrer typologischen Besonderheiten eine Ausnahme dieser Epoche bleibt.

Auch in Hamburg kann Wellhausen das Nachkriegsbild der Stadt durch exponierte Bauten wie der Norddeutschen Bank oder dem Victoria-Haus wesentlich mit gestalten und zählt dort neben Werner Kallmorgen, Bernhard Hermkes oder Ferdinand Streb zu den wichtigsten Architekten des Wiederaufbaus. Durch persönliche Kontakte zu Wilhelm Hartmann, dem Vermögenschef der Iduna-Versicherung, wird Wellhausen ab Mitte der Fünfziger Jahre zum favorisierten Architekten des Versicherungskonzerns in Hamburg. Wellhausen entwirft für die Iduna zahlreiche Geschäftshäuser in und außerhalb von Hamburg, deren Erscheinungsbild durch die Verkleidung mit weißen Keramiksteinen geprägt wird, ausgehend vom Hauptverwaltungsgebäude der Versicherung an der Moorweide in Hamburg. Neben den Verwaltungsbauten plant Wellhausen im Auftrag der Iduna auch mehrere Ladenzentren, die in den sechziger Jahren im Zentrum von Großwohnsiedlungen als Renditeanlagen für die Versicherung gebaut werden. Aus der zunehmenden Verwendung von Fertigteilen gewinnt Georg Wellhausen dabei plastische Qualitäten für die Fassadengestaltung, die durch filigrane Balkonstreben oder Keramikelemente Belebung erfährt.

Mit der Aufnahme seines Sohnes Michael als Partner wandelt Georg Wellhausen das Büro 1967 in eine Partnerschaft um, die zwei Jahre später noch um seine Tochter Gabriele Wellhausen erweitert wird. Aufgrund einer durch Netzhautblutungen eingetretenen weitgehenden Erblindung muß sich Georg Wellhausen 1970 von der aktiven Mitarbeit im Büro zurückziehen, bleibt aber weiterhin in die Planungen involviert. Von dem plötzlichen Tod seines Sohnes Anfang 1987 erschüttert, stirbt Georg Wellhausen ein halbes Jahr später. Mit seiner undogmatischen, einfühlam auf den Ort reagierenden Architektur ist Wellhausen ein charakteristischer Vertreter seiner Architektengeneration.


Juni 2004

Literatur:

Jan Lubitz: Baumeister einer pragmatischen Moderne: Der Architekt Georg Wellhausen
In: Architektur in Hamburg Jahrbuch 2005, S. 162-173

Ralf Lange: Hamburg. Wiederaufbau und Neuplanung 1943-1963
Königstein 1994

Volker Roscher: Georg Wellhausen 1898-1987
In: Der Architekt 10/1987, S. 460

 

Haus Herrmann. Wohltorf 1932
. .Haus Herrmann
. .Wohltorf 1932
Shell-Tankstelle Benthin. Templin 1936
. .Shell-Tankstelle Benthin
. .Templin 1936
Norddeutsche Bank. Hamburg 1951-53
. .Norddeutsche Bank
. .Hamburg 1951-53
Hummerbuden. Helgoland 1954-55
. .Hummerbuden
. .Helgoland 1954-55
Hauptverwaltung Vereinigte Leben. Hamburg 1956-58
. .Hauptverwaltung Vereinigte Leben
. .Hamburg 1956-58
Häuser am Falm. Helgoland 1958-59
. .Häuser am Falm
. .Helgoland 1958-59
Hermann-Josef-Abs-Haus. Hamburg 1963-65
. .Hermann-Josef-Abs-Haus
. .Hamburg 1963-65
Ladenzentrum Detmerode. Wolfsburg 1964-66
. .Ladenzentrum Detmerode
. .Wolfsburg 1964-66
Wohnsiedlung Bartiner Weg. Hamburg 1966-67
. .Wohnsiedlung Bartiner Weg
. .Hamburg 1966-67
Iduna-Hochhaus Hamburger Straße. Hamburg 1968-70
. .Iduna-Hochhaus Hamburger Straße
. .Hamburg 1968-70